Rundgang durch Tönning (re-post)

Mehr als 5 Jahre ist es her, da hatte ich meinen ersten Post hier online gestellt. Und klar, ganz wenige von Euch hatten mich damals gefunden. Stefanie von indernaehebleiben war eine meiner ersten Leserinnen und ich hatte sie doch tatsächlich mit meinem Beitrag auf Tönning neugierig gemacht.

Und da nun die Urlaubssaison nicht mehr aufzuhalten ist, und da Tönning immer noch einen Besuch wert ist, möchte ich Euch nochmals mitnehmen. Auf einen Rundgang durch das entzückende Hafenstädtchen Tönning.

Re-post vom 02. Juni 2015

„Heute machen wir was Nettes“ schlage ich gerne mal vor, wenn Haus- und Gartenarbeit warten können, die Sonne scheint und ich Lust auf einen Ausflug habe. Oft geht es dann nach Tönning, das kleine Hafenstädtchen auf Eiderstedt.

Tönning ist für mich das perfekte Ziel für einen Sonntagnachmittags-Rundgang. Spaziergänge an der Küste bestehen meist aus Hin- und Rück-Tour; man läuft den Deich entlang, entscheidet irgendwann umzudrehen und zurückzulaufen, oder den Strand entlang und wieder zurück oder ins Watt hinaus und wieder zurück.

Ein Rundgang hat eine vorgegebene Länge, man braucht sich nicht entscheiden (und auch nicht mit anderen einigen) wann es Zeit wird umzudrehen. Das empfinde ich manchmal als sehr entspannend.


Mit Tönning verbinde ich Giebelhäuser und Rosenstöcke und natürlich den Hafen. Der Einfluss der Holländer auf den Baustil ist nicht zu übersehen. In Tönning finden sich viele alte Häuser mit den so typischen Treppengiebeln, die man eher aus Amsterdam kennt.


Passend zu den historischen Giebeln schmücken sich viele Häuser mit aufwendig geschnitzten Türen und liebevoll dekorierten Eingängen; meist mit einer Bank davor. Die Vorgärten der kleinen Stadthäuser beschränken sich auf gerade so viel Platz, dass ein Rosenstämmchen gepflanzt werden kann.


Viele Häuser haben statt Vorgarten einen kleinen Hof hinter dem Haus, so im Patio-Stil. Diese Innenhöfe sind natürlich nicht einsehbar, beflügeln meine Fantasie aber immer wieder auf’s Neue. Ich bin ein absoluter Innenhof- und Dachterrassen-Fan! Ja, ja, man begehrt immer das, was man nicht hat…

Zurück nach Tönning und in den Hafen. Der Tönninger Hafen liegt an der Eider und war sehr bedeutend als es den Nord-Ostseekanal noch nicht gab. Zu jener Zeit konnte man über die Eider und den Eider-Kanal (zwischen Rendsburg und Kiel) den Weg in die Ostsee abkürzen. Das alte Packhaus am Hafen stammt aus jener Zeit.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafenbeckens finden wir wieder die schmucken Häuschen mit Ihren Stammrosen-Vorgärten, viele noch privat bewohnt, andere beherbergen die Kunst oder Gastronomie.

Eines der schönsten Häuser am Hafen ist das Hotel Godewind. Der Kaffeegarten ist so liebevoll gestaltet wir die kleinen Fischerstuben des Restaurants; hier kann man vorzüglich Essen und urgemütlich Sitzen.

Auch am Hafen ziert dieses Schild eines der alten Häuser.  Der Spruch „Et gah uns wol up onse olen Dage“ ist nicht etwa das Motto eines ehemaligen Seemannsheimes sondern ging als Trinkspruch (auf die Gesundheit) in die Eiderstedter Geschichte ein. „Es gehe uns wohl auf unsere alten Tage“ – ja, genau so soll es sein!

SnapShots – Hinter’m Sperrwerk

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Sie ist nicht wirklich der HotSpot der Nordseeküste, die Bucht hinter dem Eidersperrwerk. Der Eiderdamm Nord dominiert diesen Küstenabschnitt mit viel Beton und Stein. Wer aber gern mit dem Meer, den Wolken und unseren Wattvögeln allein ist, der ist hier richtig.

Selten verirren sich Spaziergänger hinters Sperrwerk, und wenn, dann nur, um mal kurz über den Deich zu schauen.

Sehr beliebt ist der hintere Bogen des Dammes bei den Austernfischer, die die Tarnung zwischen den vermörtelten Schüttsteinen geschickt nutzen und sich hier, vor allem im Herbst, ausruhen.

Dicht an dicht hocken die Wattvögel beisammen, lassen sich von den letzten warmen Sonnenstrahlen aufwärmen, stecken ihre roten Schnäbel unter die schwarzen Flügel und halten ein Nickerchen.

Richtig toll sieht es aus, wenn ein ganzer Schwarm gemeinsam aufsteigt und ihre weißen Unterseiten aus der Luft herableuchten. Aber ich würde es nicht übers Herz bringen, sie für solch ein Foto aufzuschrecken.

Sommernachlese: Schwimmen in der Nordsee – in Everschopsiel

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Ohne zu übertreiben kann man den Sommer 2018 als Jahrhundert-Sommer bezeichnen. Sonne seit Mitte April, wenig Wind, kein Sturm, kein Regen.

Ich habe mich in diesem Sommer auf das Nötigste beschränkt; Not-Gießen der Blumentöpfe, den Rest des Gartens Garten sein gelassen, das Kochen eingestellt (bei solchen Temperaturen tut es auch ein Salat) und mich von Badestelle zu Schattenplatz und umgekehrt verholt.

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Sechs Bücher habe ich in diesem Sommer gelesen, ein Rekord – seit Jahren. Zwischendurch immer mal wieder zur Abkühlung unter die Gartendusche gesprungen (sie lag schon zwei Sommer lang ungenutzt im Schuppen), oder ins Schwimmbecken (in meinem Lieblingsbad in Tönning) oder in die Nordsee.

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Nordsee im Sommer geht für mich aber nur etwas abseits der Touristenströme. Neben dem Dünenstrand an der Strandkorbhalle habe ich in diesem Sommer noch so ein (fast) geheimes Plätzchen entdeckt: den kleinen Hafen Everschopsiel ganz „oben“ auf Eiderstedt.

Man folgt der Beschilderung „Osterhever“, biegt dann dort noch einmal rechts ab, fährt (trotz Anlieger-Schild) über den Deich und parkt direkt am Hafenbecken. Alles frei und kostenlos.

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Everschopsiel ist ein Tidehafen. An der einen Seite des Hafenbeckens liegen ein paar Boote, die andere Seite wird von Salzwiesen gesäumt (die in diesem Sommer leider mehr braun als grün waren).

Badezeit ist zwei Stunden vor und nach Hochwasser. Als ich ankam, war die Wiese noch recht leer.

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„Ganz geheim, der Geheimtipp“, dachte ich, doch ich war etwas zu früh. Die Treppe, die am Kopf des Hafens ins Wasser führt, endete noch im Hafenschlick.

Mit jeder Stufe, die die auflaufende Flut eroberte, füllte sich die Badestelle.

In Tetenbüll auf Eiderstedt (hierzu gehören Hafen und Badestelle) kennt man sich und man kennt sich aus. Jeder neue Badegast wird herzlich begrüßt, die Badetücher in langen Reihen oder großen Kreisen ausgelegt, Kaffee und Kuchen ausgepackt.

Die Zeit reicht genau, um die letzten Neuigkeiten auszutauschen, dann hat die Nordsee Schwimmhöhe erreicht.

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Welch ein Luxus, einfach die Stufen ins Wasser hinunter zu gehen und gleich losschwimmen zu können.

Stefanie von „In der Nähe bleiben“ unterschied in Ihrer Sommerliste sehr feinsinnig und zutreffend zwischen „in der Nordsee baden“ und „in der Ostsee schwimmen“. In Everschopsiel kann man tatsächlich in der Nordsee schwimmen.

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Das Wasser ist dunkel (aber sauber), die Sicht reicht nur ein paar Zentimeter. Das muss man mögen. Nicht jeder fühlt sich wohl, wenn er durch unsichtbare Tiefen schwimmt.

Auch ich hatte eine Begegnung der unbekannten Art, etwas streifte mich am Arm.

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Völlig überrascht juchzte ich so laut, dass sich ein Schwimmer vor mir erschrocken umdrehte und nach meinem Befinden erkundigte. „Wohl nur ein Fisch“ beruhigte er mich lachend.

Klar, „nur“ ein Fisch (der tut nichts, der will nur spielen…)  – alles Einstellungssache und bloß nicht zimperlich werden!

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Der sicher auch erschrockene Fisch blieb jedoch meine einzige Begegnung unter Wasser und es war herrlich, aus dem Hafen hinaus der offenen Nordsee entgegen zu schwimmen – das geht aber eben nur bei Flut und nur in Everschopsiel.

Hoch im Norden – St. Peters Dünenstrand

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Außer Blumen gießen und dem Unkraut beim Verwelken zuzuschauen gibt es zurzeit im Garten nichts Dringendes zu tun. Also habe ich mir guten Gewissens einen Strand-Nachmittag gegönnt.

Meist biege ich auf dem Weg an den Nordsee-Strand gleich die erste Möglichkeit links Richtung St. Peter Böhl ab. Diesmal lasse ich Böhl, Ording und Bad links liegen und fahre in SPO Nord unterm Deich weiter.

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Mein Ziel ist der kleine Parkplatz Hungerhamm an der Strandkorbhalle. Hier kostet das Parken 4,- Euro am Tag, aber man kommt wenigstens ohne die lästige Kurtaxe über den Deich.

Erst geht es ein paar Stufen den Deich hinauf und dann führt ein Holzsteg über die Dünen. Und das ist auch das Besondere am nördlichsten Strand von St. Peter.

Die Dünen.

Ein breiter Dünenstreifen umzieht die Eiderstedter Seite der Bucht und er darf zum Teil betreten werden. Vor dem steten Nordseewind geschützt, kann man es sich in einer der Dünen-Mulden so richtig schön gemütlich machen.

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Großartig ist auch der Blick. Rechter Hand auf den Leuchtturm Westerhever, geradeaus auf den Horizont und in die unendliche Weite, linker Hand sieht man die Pfahlbauten von St. Peter Bad.

Der nördlichste St. Peter Strand hat eine Zone, in der Hunde ohne Leine laufen dürfen. Die Zone wird mit roten Hunde- Silhouetten auf hohen Holzpfählen markiert.

Viele Hundehalter zieht es hier hoch, denn auch die Vierbeiner haben ihren Spaß, wenn sie mal ganz ausgelassen durchs Wasser toben dürfen.

Überlaufen ist es aber selten, dafür sind die Bad, Ording und Böhl Strände zu bekannt.

Bei Ebbe breitet sich vor einem eine riesige Sandfläche aus, bei Flut läuft man im knöcheltiefen Wasser. Ich liebe es, durch das seichte, warme Wasser zu laufen und mit den Füssen so richtig schön zu spritzen.

Aus der Ferne ist das Rauschen der offenen See zu hören, am Horizont glitzern die sich brechenden Wellen. Der Weg zur Wasserkante kann gar nicht weit genug sein.

Bei Stefanie habe ich 10 Dinge, die den norddeutschen Sommer ausmachen, entdeckt. „Eine unbekannte Insel erobern“ steht dort als letzter Punkt auf Ihrer Liste. Eine wunderbare Idee.

Wie wäre es mit einer selbstgeschaufelte Insel? Erobern, sich hinaufsetzen und gemeinsam über’s Meer schauen! Gibt es etwas Schöneres?

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Hätte ich nicht meine Kamera und den kleinen Beutel für die Muscheln dabei gehabt (ich muss am Strand immer etwas sammeln), hätte ich Punkt eins von Stefanies Sommerliste bereits abhacken können:

„In der Nordsee baden“.

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Macht aber nichts, der Sommer fängt ja heute erst an.

SnapShots – Meister der Symmetrie

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Kaum einer unserer Küstenbewohner ist so markant wie der Säbelschnäbler mit seinem säbelartigen Schnabel und den langen Beinen. Selten trifft man nur einen dieser Vögel. Sie brüten in Kolonien und leben in einer saisonalen Ehe.

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Säbelschnäbler-Kolonie im Katinger Watt

Und wie ein alt vertrautes Ehepaar staksen sie, Seite an Seite,  durch’s seichte Wasser. Oder sie suchen, dicht aufeinanderfolgend aber trotzdem mit gleichlaufenden Bewegungen, ihr Nistmaterial.

Gerade so, als würden sie an ihrer Synchronchoreographie feilen.

Ein schnelles Bad zwischendurch ist schon erlaubt, nur wenn ein Dritter diese Harmonie stört, dann gibt es echten Streit.

Katinger Watt – mit Tele-Zoom auf Vogelfang

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April, Mai, Juni, das sind für mich die schönsten Monate im Jahr. Nicht nur, dass die Natur erwacht, es überall grünt, wieder warm wird und die Tage länger. In diesen Monaten ist auch die Brutzeit vieler Küstenvögel, die ihren Nachwuchs bei uns an der Nordseeküste großziehen werden.

Das Katinger Watt, mit seinen weiten Wiesen- und Wasserflächen, ist eine der artenreichsten und landschaftlich reizvollsten Kinderstuben. Es liegt quasi vor meiner Haustüre und doch ist es schon erstaunliche zwei Jahre her, dass ich dort die kleinen Graugänse beobachtet habe. Warum eigentlich?

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Vogelbeobachtungshütten im Katinger Watt

Vor meiner ersten Entdeckungstour in die Welt der Graugänse hatte ich mir ein sündhaft teures Tele-Zoom gekauft und tatsächlich ein paar schöne Szenen einfangen können. Doch das Objektiv und ich wurden keine Freunde; zu groß, zu schwer, zu umständlich. Es landete in der sprichwörtlichen Ecke.

Aber das Thema wollte und will mich nicht loslassen. Begeistert (und ein wenig wehmütig) folge ich Tanja oder Cindy und Ihren faszinierenden gefiederten Bildern. Oder Linsenfutter. Und bei Linsenfutter lief sie mir über den Weg. „Das ist es!“, wusste ich sofort.

Das ungeliebte Tele ließ sich verkaufen und eine P900 wurde bestellt.

Jetzt konnte ich es kaum erwarten, wieder auf Vogelfang zu gehen. Am ersten sonnigen Nachmittag ging’s los.

Die Vogelbeobachtungshütten liegen nicht weit vom NABU Naturzentrum Katinger Watt. Man parkt am besten am Zentrum und läuft dann den Deich hinauf und ein Stück über die Schafswiesen. Von dort führt ein schmaler Weg zwischen zwei hohen Erdwällen direkt zu den Hütten.

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Herr Schnatterente schüttelt sich das Wasser aus den Federn

In den Hütten trifft man neben Vogelfreunden mit Fernglas auch auf den passionierten Naturfotografen, der in tarnfarbener Outdoor-Kleidung seine „lange Tüte“ samt Stativ vor einer der Schiebeluken positioniert. Im Raum nur gedämpftes Flüstern, kaum hörbares Summen der Zoom-Motoren, diffuse Lichtfetzen, die durch die Holzspalten einfallen.

Und ich mittendrin, in rotem Hemd und mit lautem Klick-Klick. Herrjeh…

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Familie Graugans

„Eine P900?“, spricht mich plötzlich ein Herr an, der gerade seine Kamera neben mir auspackt. „Darf ich ihnen zeigen, wie Sie das Klicken ausstellen können?“, flüstert er fragend und hat meine Kamera schon in der Hand.

„Ich habe sie ganz neu“, entschuldige ich mich und beschließe, das jetzt nicht peinlich zu finden.

„Ach, sie fotografieren im Automatikmodus?“, fragt er weiter, nachdem er meine Kamera auf lautlos gestellt hat. „Für Vogelaufnahmen würde ich…“, und schon erhielt ich einen kompakten Einführungskurs in meine neue Kamera.

Der freundliche Herr schob mir dann noch seine Visitenkarte hin. Falls ich noch Fragen hätte. Wie nett!

Ein paar Minuten später hörte ich ein leises „Mist, Speicherkarte voll!“ und der freundliche Natur-Fotograf René Schaack verabschiedet sich. Sieh an, auch der Profi hat mal eine Panne!

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Der schlafende Schwan

Mein Speicherplatz reichte locker für eine stattliche Ausbeute von über 300 Graugans-, Säbelschnäbler- und Entenbildern.

Nach der ersten Durchsicht sollten so bummelige 100 Fotos übrig bleiben, ein Viertel davon wird es wohl in den Blog schaffen. Kein zu schlechter Schnitt, finde ich.

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Die Graugans – sehr fotogen und eines meiner Lieblingsmotive

Und ich habe eine Menge Neues gelernt und gesehen. Ich habe den Flussregenpfeifer kennengelernt (der kleine Piepmatz mit den gelben Augenringen), meinen ersten Silberreiher fotografiert und eine Schatterente – ja, die gibt es wirklich, die heißt tatsächlich so – beim Trockenschütteln erwischt.

Nur der Haubentaucher, der war mir abgetaucht. Plötzlich war der Sucher leer und ich konnte ihn nicht wiederfinden. Wie schade. Aber Spass hat es trotzdem gemacht!

Vollerwiek und die Inspiration des Meeres

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„Wo geht’s denn hier zum Strand?“, wurde ich schon oft von meinen Urlaubsgästen gefragt. Dann erkläre ich Ihnen, neben Büsum, St. Peter und unserer Badestelle im Wesselburenerkoog auch den Weg nach Vollerwiek. Gleich nach dem Eidersperrwerk die erste Abzweigung links.

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Die schmale Straße schlängelt sich schon nach ein paar hundert Metern durch den kleinen Ort und wenn man bereits das Gefühl hat, da kommt nichts mehr, taucht hinter der letzten Kurve der Deich mit dem vorgelagerten Parkplatz auf.

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Vollerwiek hat ca. 5 km Deich und dieser verläuft in einer fast 90 Grad Kurve um die Badestelle herum. Gepflegter Rasen, ein paar Strandkörbe, ein Mini-Eckchen Strandsand und ein Schwimmponton schmiegen sich in die „Badeecke“, wie die Vollerwieker ihr Stückchen Nordsee liebevoll nennen.

Die Preise für Strand und Strandkorb sind in Vollerwiek moderat, das Parken ist kostenfrei. Hinter dem Deich befindet sich ein Bistro und vor dem Deich die Weite der Nordsee. Der befestigte Weg führt linker Hand bis zum Eidersperrwerk, in der anderen Richtung kann man bis St. Peter laufen.

Zurück lohnt es sich auch, die kleinen Deich-Wege landseitig zu nehmen.  Die landschaftliche Idylle hört auf Eiderstedt nicht an der Küstenlinie auf.

Niedliche Reetdach-Katen ducken sich hinter den Deich, der Blick schweift über satt grünes Weideland und hier und da taucht ein großer Hof umringt von knorrigen windschiefen Bäumen auf. Wildrosenhecken.

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Diese Schönheit der Natur und die Faszination des Meeres inspirieren auch viele Künstler. Auf der Eiderstedter Halbinsel gibt es zahlreiche Galerien und Ateliers. Gefühlt sogar mehr Künstler und Kunstschaffende als es Hofläden in Dithmarschen gibt. Das Worpswede Schleswig-Holsteins. Kreativität braucht Schönheit und Weite.

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Einige der Eiderstedt Künstler haben sich dem Förderverein für Kunst und Kultur Eiderstedt e.V. „KunstKlima“ angeschlossen. Sie veranstalten gemeinsame Ausstellungen im Alten Rathaus Garding und den Tag der offenen Ateliers.

Der Tag der offenen Ateliers findet jeweils im April und im August statt. Man kann den Besuch ganz wunderbar mit einer Fahradtour verbinden (die Wege sind meist nicht weit).

Eines der KunstKlima Ateliers liegt auch am Deich in Vollerwiek, die Galerie Meerkunst von Karin Dreier:

In Ihren Nordsee – Aquarellen ist der Standort Programm: Watt, Wind, Wellen, Dünen, Deiche, Schafe, Haubarge, Katen und Kirchen — Nordsee — himmelweit.

(von Ihrer Homepage – besser hätte ich es nicht ausdrücken können)

Und während ich noch so vor dem Deich schlenderte, die leichte Sommerbrise meine Gedanken mitnahm, fiel mein Blick auf ein Stück Holz. Erst dachte ich: „Ach nö, so ein schmuckloses Brettchen mit rostigen Nägeln.“

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Aber man braucht kein begnadeter Künstler zu sein, auch ich war schnell inspiriert. Etwas Farbe, ein Spruch und ein Draht zum Aufhängen… (die ganze Geschichte bei FarbFrisch).

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Und so verbindet sich auch meine Liebe zum Meer mit meiner Freude am Gestalten – das Rauschen der Wellen vor Vollerwiek mit meinen eigenen „kreativen“ Ideen. Das fühlt sich gut an.

Am Eider-Deich ist die Welt nicht (mehr) zu Ende

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Einst war die Dithmarscher Welt am Eiderdeich zu Ende. Und einst ist nicht mal ein halbes Jahrhundert her. Vor dem Bau des Eidersperrwerkes endete die sandige Dammstrase des Wesselburenerkoog am Eiderdeich. Wer zu jener Zeit nach Eiderstedt wollte, hatte einen weiten Weg über Tönning.

Es gibt sogar noch Zeitzeugen, die von einer Querung über’s eisbedeckte Wasser berichten können. Als Winter noch Winter waren und die Eider zufror…

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Heute fährt man durch’s Sperrwerk und ist in null-komma-nix auf Eiderstedt. Aber die 236 Meter lange Röhre unter dem Eider-Sperrwerk hindurch hat es bis heute nicht geschafft, die ehemalige Trennung zu begleichen.

Hinter dem Tunnel beginnt eine andere Welt. Grünland, Weidevieh und große, oft einsam liegende Höfe prägen das Landschaftsbild. Echten Weitblick unter hohem Himmel, das gibt es noch auf Eiderstedt.

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„Vogelschutzgebiet“ heißt das Zauberwort, das den Bauern jenseits der Eider das Wirtschaften erschwert, das intensiven Ackerbau und Windkraft stark einschränkt, das Eiderstedt jedoch so lebenswert macht. Und das bei mir immer wieder ein Gefühl von Urlaub hervorzaubert (da muss es nicht mal St. Peter sein).

Mit dem Fischbrötchen geht es schon los. Oft holen wir uns eines vom Kiosk am Sperrwerk, doch auf der anderen Seite im Fischbistro „Katinger Watt 1“ schmeckt es gefühlt noch besser.

Dabei gibt es dort die gleiche Speisekarte (plus einem täglich wechselnden Fischteller), den gleichen Inhaber und nicht mal den Blick auf die Eider. Aber es ist etwas Besonderes dort auf der Terrasse zu sitzen und auf die grünen Wiesen des Katinger Wattes zu schauen.

Noch schöner ist die Aussicht im Cafe Mahre, keine 5 Minuten entfernt, das idyllisch inmitten der Wattwiesen und am Katinger Priel liegt.

Die Speisekarte ist überschaubar und lässt vor allem Kartoffel-Fan-Herzen höher schlagen. Es gibt frisch gekochte Pellkartoffeln oder frisch zubereitete Bratkartoffeln mit den klassischen Beilagen wie Matjes oder Brathering aber auch einfach nur mit Quark.

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„Pellkartoffeln mit Quark“ habe ich schon als Kind geliebt und wenn die Küche dann noch Garnelen in Chili-Vanille-Salz dazu zaubert, dann brauche ich nicht mehr um glücklich zu sein.

Wer nicht so kartoffelig aufgelegt ist, der bestellt sich einen Pfannkuchen oder einen Kaffee, schaut in die Ferne und geniesst die Ruhe.

Und für den obligatorischen Blick über den Nordseedeich ist es bis zur Vollerwieker Badebucht auch nicht weit.

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So, so, von Vollerwiek habt Ihr noch nie etwas gehört? Ich nehme Euch mit, nächste Woche, versprochen!

Eine Bahnfahrt, die ist lustig…

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Auf Lutz Pauser’s Blog Zwetschgenmann habe ich vor einiger Zeit von einer Web-Seite gelesen, auf der Foto’s von Bahnhöfen gesammelt werden. Gaby Becker sammelt mit ein paar Mitstreiterinnen auf der Seite Deutschlands Bahnhöfe alle (das sind immerhin 5652) Bahnhöfe im Lande.

Neugierige geworden, hatte ich gleich mal geschaut und tatsächlich, beide Bahnstrecken vor meiner Haustür sind noch nicht erfasst. Also habe ich mich aufgemacht, um genau das zu ändern und kann Euch nun auf eine imaginäre Zugfahrt von Tönning nach St. Peter Ording mitnehmen.

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Um 16:01 Uhr steigen wir in Tönning in den Zug. Nach 4 Minuten erreichen wir schon den ersten  Haltepunkt in Kating, ein Bus-Häuschen auf dem Damm. Kein Haus, kein Baum, kein Strauch, kein Parkplatz. Nur zwei Fahrräder lehnen am Fahrradständer.

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Um 16:08 erreichen wir nach weiteren 3 Minuten den Haltepunkt Katharinenheerd.

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Der Ortsname Katharinenheerd ist sicher vielen St. Peter Ording Besuchern, die über die B 202 an die Küste fahren, ein Begriff. In Katharinenheerd angehalten ist wohl kaum jemand.

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Ich, ehrlich gesagt, auch nicht, und ich hätte nicht mal vermutet, dass es dort einen Bahn-Haltepunkt gibt.

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Weiter geht’s Richtung Garding. In der über 2000 Einwohner fassenden Stadt mitten auf Eiderstedt hätte ich jetzt etwas „mehr“ Bahnhof erwartet, aber auch hier nur noch ein Haltepunkt mit Wartehäuschen. Unsere Ankunftszeit: 16:12

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In nur knappen 2 Minuten, genauer gesagt um 16:14 kommt schon der nächste Halt, Sandwehle. Dieser Haltepunkt ist nach einer Deichbruchstelle benannt. Das einbrechende Wasser spülte ein tiefes Loch aus, das „Wehle“ genannt wird und für den Streckenbau wieder zugeschüttet wurde.

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Hier scheinen nur zwei Kühe auf unseren Zug zu warten.  Nach kurzem Halt geht es weiter Richtung Tating. Diesen Haltepunt erreichen wir um 16:18

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Von Tating aus nähern wir uns langsam der Küste. Die Bahnstrecke verläuft in einem langen Bogen Richtung St. Peter. Der erste Halt bei St. Peter Dorf liegt schmuck eingebettet in Rosenbeete und wird Bad St. Peter Süd genannt. Ankunft 16:32

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Nun sind es nur noch 4 Minuten bis zur End-Haltestelle St. Peter Ording und dort gibt es wieder ein richtiges Bahnhofes-Gebäude. Auch wenn es der Bahn nicht mehr gehört, so werden dort immerhin noch Fahrkarten verkauft.

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In St. Peter Ording endet unsere Zugfahrt um 16:27. Wer will, bleibt einfach sitzen und fährt die 26 Minuten zurück nach Tönning.

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Der Ordinger Bahnhof ist das letzte, noch erhaltene Gebäude einer früher sogar für den Güterverkehr ausgebauten Bahnstrecke.

Der Rückbau in eine eingleisige Verbindung machte die Bahnhofs-Gebäude überflüssig, sie verfielen zum größten Teil und wurden abgerissen.

Wer sich für die ganze Geschichte der Bahnstrecke Tönning – St. Peter Ording interessiert, kann hier mal schauen:

Die Eisenbahn auf der Halbinsel Eiderstedt

So, und ich werde jetzt meine Fotos beim OpenData-Projekt Fotos von Bahnhöfen anmelden.

Nachtrag 12.07.2017 – Sie sind online:

DeutschlandsBahnhoefe

„Geheim“-Tipp zum Kaffee

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Landkaffees schießen zurzeit ja wie die Pilze aus dem Boden. Man geht wieder ins Café. Das war nicht immer so, galt eine Zeitlang sogar als spießig. Ich erinnere mich auch Zeiten, in denen es schwierig war ein Café zu finden, das selbstgebackenen Kuchen anbot.

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Nicht so in Andresen Schankwirtschaft. Dort wurde schon immer selbst gebacken. Dort kam keine „Konditor-Einheits-Torte“ oder TK-Ware auf die blankpolierte Tischplatte. Aber nicht nur Andresens Mandarine-Schmand Kuchen machte die Schankwirtschaft in Katingsiel gleich hinter dem Katinger Deich zum Geheimtipp.

Das Lokal unter Reet ist die älteste Schankwirtschaft der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste (1668).  Bei schlechtem Wetter sitzt man in kleinen Stuben, jede mit ihrem ganz eigenen, historischen Charme und wunderschönen Delfter Kacheln an den Wänden.

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Bei schönem Wetter sind die Plätze vor der roten Backsteinfassade besonders begehrt und man braucht ein Fünkchen Glück, um einen zu ergattern.

Die Trümmertorte schmeckt aber auch auf der Holzbank mit Blick auf den grünen Deich. Erst einen schönen Kaffee dazu und dann einen Eiergrog hinterher. Es ist sträflich, Andresens Schankwirtschaft zu besuchen und keinen Eiergrog zu bestellen.

Denn wirklich legendär wurde das Lokal durch seinen Eiergrog (nach dem Geheimrezept der blonden Kathrein). Der soll ja bis nach Hamburg bekannt sein.

Wie Wilhelm Andresen selbst, ein Eiderstedter Original, der es liebte, seine Gäste mit witzigen Begebenheiten aus seinem Leben zu unterhalten. Man war fast enttäusch, wenn Wilhelm mal nicht zugegen war…

Leider ist Wilhelm Andresen im letzten Sommer verstorben, aber wer ihn einmal in seiner Schankwirtschaft erleben durfte, wird ihn immer in Erinnerung behalten.

Wie die Kachelstube, den Schmandkuchen und natürlich den Eiergrog.