Jetzt im November verabschieden sich die Tage früh. Zur Kaffeezeit beginnt es zu dämmern und man kann schon gerne eine Kerze auf dem Kaffeetisch anzünden. So für die innere Gemütlichkeit.
Aber man kann sich auch noch mal schnell in die warmen Klamotten schmeißen und draußen den Sonnenuntergang aufsuchen.
In diesem November gab es bereits eine ganze Anzahl von Tagen, an denen sich die Sonne sehr spektakulär für die Nacht verabschiedet hat. Eines dieser Schauspiele habe ich eingefangen.
Es immer wieder die gleiche Stelle, am Eidersperrwerk, und doch sieht es immer wieder anders aus.
Mal fällt der blutrote Sonnenball einfach ins Meer, mal verschwindet er hinter Horizontwolken. Mal spiegelt sich das gleißende Licht in einem langen Schweif auf dem Wasser, mal zeichnet sich eine Explosion von Gelb und Rot in den Himmel und auf das Meer.
Mal sind es auch die sanften Farben, die den Ton angeben. Und immer ist es wunderschön.
Mich lässt jeder Sonnenuntergang ehrfurchtsvoll staunen.
Auch wenn die Sonne unbestritten jeden Tag untergeht, so kann ich doch sagen, dass ich in keinem anderen Monat ein prächtiges Abendrot so bewusst erlebe und genieße wie gerade im November.
Als würde uns der November mit ein paar ergreifenden Abendstunden für die grauen Tage entschädigen wollen. Bei mir funktioniert es. „Sundown zur Kaffeezeit“ ist für mich #Novemberglück.
Die Blogparade #Novemberglück kommt aus der Feder von Lutz Pauser, alle bisherigen Beiträge findet Ihr hier (Klick).
Draußen ist es kalt, nass, dunkel, vielleicht sogar neblig – so kommt der November daher, und genau das mögen wir an diesem Monat nicht. Aber der November ist die beste Zeit, um sich mal wieder ordentlich von innen zu wärmen.
Ganz nach dem Motto „Erbsensuppe schmeckt nur im Winter“ bekomme ich im November Appetit auf heiße, deftige Kohlgerichte.
Meinen Kohlpudding habe ich ja schon vorgestellt und auch schon wieder zubereitet. Nun liegt noch ein halber Kohlkopf vor der Tür und wartet auf seine weitere Bestimmung. Er soll Zutat für einen Kohltopf werden.
Dieser herbstliche Kohltopf hat eigentlich kein festes Rezept, ein paar Grundzutaten müssen, das Herbstgemüse kann je nach Vorrat und Vorliebe und auch in der jeweiligen Menge beliebig variiert werden.
Meinen herbstlichen Kohltopfmache ich so:
(erst die Pflicht) 1 kg Schweinenacken, ohne Knochen
3 Zwiebeln, in groben Würfeln
1 Chili, entkernt, in Streifen
1 dicke Stange Porree, in Ringen
3 oder 4 Möhren, in Scheiben
½ Dithmarscher Weißkohl, in Streifen (es geht auch Wirsing)
1 Liter Brühe
Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel
Das Nackenfleisch in grobe Würfel schneiden und in einem großen Topf (mit Deckel) von allen Seiten gut anbraten. Kräftig würzen und das vorbereitete Gemüse nach und nach dazugeben und auch anbraten. Brühe zugeben, aufkochen lassen und kräftig abschmecken.
Mit Deckel in den vorgeheizten Ofen (200°C, bei Umluft: 175 °C).
Nach 60 Minuten die restlichen Gemüse (die Kür): 500 g Rosenkohl, geputzt
1 Kohlrabi, in Stiften (es gehen auch grüne Bohnen)
1 großer Boskoop Apfel, in Würfeln
(wer mag, schippelt noch Kartoffelwürfel)
Thymian
zugeben, durchmischen und weitere 30-40 Minuten mit Deckel zurück in den Ofen.
Jetzt bleibt genug Zeit, um das Schnibbel-Chaos in der Küche zu beseitigen und ganz in Ruhe den Tisch zu decken. Ein paar Kerzen anzuzünden, noch etwas Holz auf den Kaminofen zu legen und die verbleibende Wartezeit mit einem schönen Glas Rotwein zu genießen.
November Heinrich Seidel (1842 – 1906)
Solchen Monat muss man loben:
Keiner kann wie dieser toben,
Keiner so verdriesslich sein
Und so ohne Sonnenschein!
Keiner so in Wolken maulen,
Keiner so mit Sturmwind graulen!
Und wie nass er alles macht!
Ja, es ist ’ne wahre Pracht.
Seht das schöne Schlackerwetter!
Und die armen welken Blätter,
Wie sie tanzen in dem Wind
Und so ganz verloren sind!
Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt
Und sie durcheinanderwirbelt
Und sie hetzt ohn‘ Unterlass:
Ja, das ist Novemberspass!
Und die Scheiben, wie sie rinnen!
Und die Wolken, wie sie spinnen
Ihren feuchten Himmelsthau
Ur und ewig, trüb und grau!
Auf dem Dach die Regentropfen:
Wie sie pochen, wie sie klopfen!
Schimmernd hängt’s an jedem Zweig,
Einer dicken Thräne gleich.
O, wie ist der Mann zu loben,
Der solch‘ unvernünft’ges Toben
Schon im Voraus hat bedacht
Und die Häuser hohl gemacht!
So, dass wir im Trocknen hausen
Und mit stillvergnügtem Grausen
Und in wohlgeborgner Ruh
Solchem Greuel schauen zu!
Wenn dann der heiße, duftenden Herbsttopf auf dem Tisch steht, Regen an die Fensterscheiben prasselt und der Wind ums Eck pfeift, dann ist das #Novemberglück für mich.
Die Blogparade #Novemberglück kommt aus der Feder von Lutz Pauser, alle bisherigen Beiträge findet Ihr hier (Klick).
Die Einladung zur Blogparade #Novemberglück kommt aus der Feder von Lutz Pauser, der auf seinem Blog Zwetschgenmann dazu aufruft, die schönen Seiten des November zu teilen:
„Ziel ist es, gegen die kolossale Trübseligkeit des Novembers anzuschreiben. Schlechte Stimmung gibt es ohnehin genug. Tun wir was, bringen wir die schönen Seiten des Lebens zur Sprache. Auch im November. Gerade im November.“
Der elfte Monat im Jahr scheint ja bei Vielen noch unbeliebter zu sein als der zweite. Nicht Fisch, nicht Fleisch – kein Herbst mehr und noch nicht Winter, so wie der Februar kein Winter mehr und noch nicht Frühling ist. Der November, ein überflüssiger Monat?
Ich gebe ja zu, dass der November uns endgültig der schönen Jahreszeit beraubt, dass er Licht und Wärme nimmt und uns in die dunkle, kalte Zeit schickt.
Aber er tut es langsam (in diesem Jahr sogar in slow-motion), nimmt uns behutsam mit in die frostigen, kurzen Tage. Und diesem Weg kann man durchaus etwas Schönes abgewinnen.
Im November lassen die letzten Bäume das Laub fallen, glücklicherweise nicht gleichzeitig. Einige Bäume in meinem Garten sind schon ganz kahl, andere erstrahlen gerade in den herrlichsten Herbstfarben.
Mein Schneeball leuchte mich immer noch jeden Morgen purpurrot an, die wilde Rose daneben tupft ihr Rot der Hagebutten ins Bild.
Um Euch zeigen zu können, was ich meine, bin ich heute Morgen durchs morgentau-nasse Gras gestapft und habe die Stimmung eingefangen.
Die Luft war mild, roch feucht-erdig, kein Windhauch. Einzelne fallende Blätter segelten lautlos in schwingenden Bahnen gen Boden, die Sonne rang sich durch den Morgendunst und ließ die letzten Herbstfarben noch einmal erstrahlen.
Das ist #Novemberglück.
Dann hörte ich sie, erst ganz leise, dann immer näherkommend, lauter werdend, meine Novembermusik. Der Ruf der Gänse auf Ihrem Weg in den Süden. Ein wohlig, sehnsüchtiger Schauer durchströmt mich jedes Mal, wenn ich Ihnen hinterher schauen kann.
Ihre Formationen, die hier oben an der Westküste täglich über uns hinwegziehen, gehören für mich in den November wie Nebel und Frost.
So wie die Gänse ziehen, so verschwinden auch die bunten Farben ganz langsam aus der Natur, die letzten Farbtupfer werden immer weniger.
Bis alles grau ist, und vielleicht, an einem anderen Novembertag, der erste Frost kommt und die kahlen Zweige mit wunderschönem Raureif überziehen wird.
Auch das wäre #Novemberglück.
Und wer ein Schelm, der mag jetzt denken „Pah, dieser November ist ja gar kein November!“ Oh ja, es fühlt sich tatsächlich immer noch wie goldener Oktober an.
Ist das nicht auch #Novemberglück?
Genau so kann ich den November genießen! Und ihr? Was macht Euch in diesem November glücklich?
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Das Meer zieht sich wie ein blaues Band durch meinen Lebensweg. Ohne das Meer wäre ich heute nicht, wer ich bin, was ich bin und ich wäre auch nicht dort, wo ich jetzt bin.
Dabei begann alles ganz unspektakulär abseits jeglicher Strände in der Lüneburger Heide. Selbst mein ursprünglicher Berufswunsch hatte nichts mit Meer zu tun. Nach dem Abi studierte ich, sehr landverbunden und bodenständig, Vermessungswesen an der FH in Hamburg.
Damals in Hamburg übernahm das Meer die Regie in meiner Biographie. Nichts war geplant, alles passierte, so wie eine Welle der anderen folgt:
Mein Leben und die Wellen haben eines gemeinsam: sie treiben etwas an und spülen etwas anderes weg…
An der FH gab es ein Projektangebot, einen Segeltörn in Holland. Damals reizte mich Holland, nicht etwas das Segeln, und ich meldete mich an. Es hatte mich gleich am ersten Tag an Bord gepackt, dieses Gefühl von Freiheit, die Weite, die Wellen und die Stille unter Segeln. Meine Liebe und Sehnsucht zum Meer waren erwacht.
Es sollten noch viele Segelurlaube folgen. Immer mit dem Amsterdamer Charterclub Twellegea, nach Norwegen, Dänemark, England, Irland, Schottland, durch den Kaledonischen Kanal und sogar eine Rückführungstour aus dem Roten Meer durch den Suez Kanal bis Kreta.
In dieser Zeit richtete die FH einen neuen Studiengang ein: „Hydrographie“, und ich studierte einfach weiter und wurde Seevermesser.
Jahre später ging meine geliebte „Great Escape“ mit einem großen Loch im Rumpf vor der englischen Küste unter. Der Skipper Piet ging als letztes von Bord. Ein trauriges Ende.
Aber zunächst tauschte ich den Theodoliten gegen Loran-C und Syledis (später GPS) und das Nivellier gegen das Echolot. Statt in Vorgärten nach Grenzsteinen zu buddeln, fuhr ich auf Vermessungsboten und lotete die Wassertiefen. Auf Seen, Flüssen und auf dem Meer.
Mein praktisches Semester führte mich nicht mehr in die Landvermessung sondern zum AWI nach Bremerhaven. Als Praktikantin sollte ich dort bei den Vorbereitungen einer Forschungsreise vor die westafrikanische Küste mithelfen. Unerwartet fiel ein Team-Mitglied aus und ich durfte mit an Bord.
Sechs lange Wochen auf die „Meteor“, auf ganz große Fahrt.
Auf dieser Forschungsreise stand eine der ersten GPS Mess-Kampagnen überhaupt (GPS Empfänger waren damals riesige „Kisten“, die Charly Trimble noch persönlich nach Europa ausgeliefert hatte) auf dem Arbeitsplan. Nachts 2 Stunden Satelliten-Überdeckung – Pionierzeiten einer Technik, die wir heute alle im Handy haben.
Kontakte von Bord vermittelten mir anschließend ein Diplom-Thema über die Entwicklung der digitalen Seekarte. Damals auch eine Pionierarbeit, heute selbstverständlicher Standard an Bord.
Kaum frisch gebackene Hydrographin, hatte ich bereits zwei Angebote und die Wahl: Eine mehrmonatige Forschungsreise auf der Polarstern in die Antarktis oder für ein Entwicklungshilfeprojekt nach Sri Lanka. Eines war so verrückt wie das Andere.
Mein Herz tendierte in die Antarktis, mein Verstand entschied sich für den festen Hydrographie-Experten-Job. Somit reiste ich ein paar Monate nach Studienabschluss nach Sri Lanka aus, um dort beim Aufbau eines Hydrographischen Dienstes mitzuhelfen.
Den Traum von der Antarktis führe ich immer noch im Herzen.
„Ausreisen“ – ein Wort, dessen Bedeutung man wohl nur ermessen kann, wenn man schon einmal ausgereist ist. Wenn man schon einmal seine Sachen für ein neues Leben sortiert und in Seekisten gepackt hat. Seekisten, die auf einem Containerschiff vorausreisen. Erst mischen sich quälende Zweifel unter die Vorfreude und schließlich kommt der Abschiedsschmerz.
Abschied ist ein bisschen wie sterben (Katja Ebstein)
Auch wenn es eine schreckliche Schnulze ist, ich habe es oft so empfunden. Schweren Herzens flog ich in’s Urlaubsparadies des indischen Ozeans aus. Ein Arbeitsplatz auf dem Meer, ein Leben am Meer. Erwartete mich ein Traum?
Ja, es war eine fantastische Zeit, die Jahre auf Sri Lanka, aber es war auch nicht einfach. Es war ein komplett neues Leben. Nur das Meer verband mich mit meinen Wurzeln, sowie ein paar Luftpostbriefe und zu besonderen Anlässen mal ein teures Telefonat.
Auf dem Indischen Ozean (1990)
Auf Sri Lanka habe ich Tauchen gelernt. In’s Meer abtauchen, die stille, faszinierende Welt unter Wasser kennengelernt. Eine Unterwasserwelt mit ihrem verborgenen Leben und den unglaublich schillernden Farben zu ertauchen, war noch mal eine ganz neue Dimension, die mir das Meer eröffnete.
Und es kam der Tag, an dem ich angekommen war, es kein Heimweh mehr gab, der indische Ozean ganz selbstverständlich vor meiner Haustür lag.
Doch irgendwann standen die Koffer wieder im Flur der kleinen Hamburger Wohnung und ich war wieder ein bisschen gestorben. Geblieben sind mir Erinnerungen an Traumstrände unter Palmen, an wundervolle Menschen, Gastfreundschaft, Toleranz und ganz viel Dankbarkeit.
Jakarta
Guinea
Ghana
Es sollten noch einige Auslandseinsätze folgen, nach Jakarta, in die Häfen von Ghana, nach Guinea. Immer ans Meer. Ausreisen, Ankommen, Abschied.
In dieser Zeit reifte mein Traum vom Haus am Meer. Irgendwo hinter’m Deich, in Dithmarschen, eine ehemalige Dorf-Schule vielleicht, mit Ferienwohnungen…
So hatte ich es mir ausgemalt, so stand es wenig später im Hamburger Abendblatt: „Ehemalige Schule in Dithmarschen mit 3 Ferienwohnungen zu verkaufen.“
Ich mach‘ es kurz: in dieser ehemaligen Schule wohne ich jetzt und von hier aus arbeite ich jetzt als „GPS-Expertin“.
Auch wenn ich heute nicht mehr auf dem Meer tätig bin, ich habe es wieder vor der Haustür und das ist ein gutes Gefühl. Selbst wenn mich der Alltag oft vom Meer entfernt, so erinnert mich die aufkommende Sehnsucht sehr schnell daran, dort mal wieder vorbei zu schauen.
Gefunden habe ich dieses wundervolle Thema einer Blogparade bei Stephanie Jaeckel, veranstaltet wird sie vom Deutschen Historischen Museum in Berlin: #DHMMeer
Für mich geht’s jetzt erst mal in die Sommer-Blogpause. Macht Euch eine schöne Zeit und fahrt auch mal an’s Meer. Ich werde mir in diesem Sommer den Pazifik anschauen…
Blogparade – es ist schon lange her, dass ich an einer teilgenommen habe. Es ist mir auch lange keine interessante durch den Reader gelaufen. Nun aber lese ich bei „Zwetschgenmann“ von „Kleinen Ritualen„, die er zur Blogparade ausgerufen hat.
Stups
Rituale? Habe ich überhaupt welche? Welche, die es zu erzählen lohnt? Ein Glas Wein am Abend oder die Zigarette nach dem Essen (ja, ich weiß…)? Beides ist nicht besonders spannend oder schreibenswert.
Ich mache aber trotzdem mit, denn ich kenne die Meister der Rituale. Die Katzen.
Sonnenbad im Frühling
Ich halte es für nicht übertrieben zu behaupten, dass ein Katzenleben an sich schon ein kleines Ritual ist. Sie fressen zur gleichen Zeit, schlafen auf den gleichen Plätzen, laufen die gleichen Wege im Garten…
Da ich aber nun schon so einige Fellnasen im Haus hatte, konnte ich beobachten, dass jede Katze darüber hinaus auch ihre ganz eigenen Rituale entwickelt.
Sommerglück
An einigen dieser Rituale ist man als Dosenöffner nicht ganz schuldlos. So wollte mein Kater Stups nicht anfangen zu Fressen, bevor ich ihm nicht zwei, dreimal über den Rücken strich.
Ich begann damit, als er eine mäkelige Phase hatte. Es gefiel ihm und er machte es sich zur Gewohnheit, das „Anpuscheln“ vorm Futternapf.
Noch heute achte ich peinlichst darauf, es keiner Katze nochmal anzugewöhnen.
Schattenplatz
Stups war es auch, der beim Fressen die ersten Stückchen immer über die Kante warf. Sie blieben liegen. Paulchen, mein jetziger Kater, hat dieses Ritual ins Gegenteil gekehrt.
Wenn er nicht fressen mag (also nicht komplett ausgehungert ist), muss ich ihm die Stückchen über die Kante werfen. Bis das Schälchen leer ist. Hätte ich das geahnt, hätte ich ihn, als er noch klein und so scheu war, nicht mit „Körnchen werfen“ gelockt .
Das kleine Paulchen
Katzen hassen Wasser, jedenfalls die meisten, und somit auch den Regen. Stups, draußen nass geworden, stand dann jämmerlich miauend vor mir: „Tu was!“.
Ich holte ein Tuch und rubbelte ihn trocken. Auch das gefiel ihm nach kurzer Zeit gut. Er begann damit, gleich wieder raus zu laufen, um sich erneut ein nasses Fell zu holen.
Paulchen spielt
Paulchen mag das Trockenrubbeln auch, und klar, ich hätte es wissen sollen, auch er läuft mittlerweile gleich wieder raus. Wir lieben Regentage…
Eines der schönsten Rituale hatte meine Mama Motte entwickelt.
War ich mal auf Dienstreise, akzeptierte sie den Ersatz-Dosenöffner genau zwei Tage. Am dritten Tag fraß sie nicht und brachte eine Maus: „Tu was!“.
Mama Motte
Und wirklich jedes Mal, wenn ich nach der Reise wieder auf den Hof fuhr, saß sie schon neben dem Parkplatz, wartete, nahm mich zur Kenntnis und ging weg!
„Beleidigte Erleichterung“ könnte man das nennen, aber das Faszinierende war, dass sie genau wusste, wann ich komme.
Die weise Katze
Zum Schluss noch ein niedliches Morgenritual von Paulchen, der jeden Morgen mit mir ins Bad kommt.
Dort streicht er ein paarmal um meine Beine, schubbert sein Mäulchen am Schnabel eines Papp-Pinguins, rollt dabei sein Schwanzende um den Ersatz-Klorollenhalter und wirft ihn auch schon mal um.
Paulchen – noch mit seinem Bruder Fin
Jeden Morgen bin ich gespannt; fällt er oder fällt er nicht? Jeden Morgen habe ich meinen Spass mit diesem Ritual.
Wer jetzt Lust bekommen hat, von seinen kleinen Ritualen zu erzählen: Lutz Pauser hat seine Blogparade bis zum 30.11. verlängert. Die bereits eingegangenen Beiträge findet ihr hier.
„Ich war fremd“ ist das Thema einer Blogparade, zu der Friederike vom Landlebenblog aus aktuellem Anlass aufgerufen hat. Zitat aus Ihrem Beitrag:
„Wenn ich in diesen Wochen wie erstarrt vor dem Computer sitze und das Gerät mir im Minutentakt die FlüchtlingsNeuigkeiten dieser Welt auf den Bildschirm vor die Augen spuckt und irgendeine Reaktion von mir erwartet, dann denke ich viel nach über das Fremdsein und das Sich-fremd-fühlen. Darüber, was es braucht, von außen und von innen, daß ein Fremder sich nicht fremd fühlt. Darüber, ob jemand, der sich niemals fremd gefühlt hat, nachempfinden kann, was Fremdsein heißt.“
Fremd habe ich mich weniger gefühlt, aber oft allein. Wobei man ja auch in seiner gewohnten Umgebung allein sein kann. Mein Gefühl des Alleinseins hatte jedoch auch immer etwas mit „fremd sein“ zu tun. Ich glaube, wer sich fremd fühlt, fühlt sich auch allein.
Während meines Studiums in Hamburg war ich für einige Wochen auf der Meteor (Praktikum auf einer Forschungsschiffreise) vor Westafrika. Das war damals mein erster Flug überhaupt (nach Dakar), allein, und mein erstes Weihnachten ohne die Familie. Der Heiligabend an Bord ist mir immer noch sehr deutlich in Erinnerung:
Die Mannschaft, frisch geduscht und in Schapptüch, saß mit fast kindlicher Ehrfurcht am Weihnachtstisch. Am Nachmittag hatte jeder über Norddeich Radio mit der Familie telefoniert, Sehnsucht und ein bisschen Traurigkeit lag den ganzen Abend im Raum. Wir waren gemeinsam allein.
Auch noch zur Studienzeit hatte ich das Segeln für mich entdeckt. Charterfahrten von einem Amsterdamer Yachtclub aus. Das waren Urlaube mit fremden Menschen auf 20 Meter Boot. Wenn auch die gemeinsame Liebe zum Segeln schon mal ein Band knüpfen konnte, so gab es Törns, auf denen man gleich zu einer großen Familie wurde und andere, auf denen man sich doch fremd blieb.
Woran das lag, habe ich nie wirklich herausgefunden.
Einer dieser Segeltörns führte mich auch nach Ägypten, eine Überführungsfahrt von Hurghada nach Kreta, gemeinsame Anreise von Amsterdam aus. Pilotenstreiks in Griechenland trennten mich von der Truppe und ich strandete Tage zu spät allein in Kairo. Damals noch ohne Handy oder Kreditkarte, mit wenig Bargeld und vor allem ohne Rückflugticket.
So fremd und allein habe ich mich nie wieder gefühlt! Mit einem Brief auf Arabisch (von einem freundlichen Ägypter, der Deutsch verstand) habe ich mich dann durchs Land geschlagen, bis ich in Suez mein Schiff erreichte.
Dieses Glücksgefühl, an Bord zu gehen, werde ich nicht vergessen und auch den hilfsbereiten Ägypter und seinen Brief nicht.
Nach dem Studium führte mich mein erster Job auch gleich wieder ins Fremde. 2 Jahre Entwicklungshilfe auf Sri Lanka (GTZ Projekt). Klar, andere machen dort Ihren Traumurlaub, aber es ist doch etwas anderes, mit 2 Zarges-Boxen auszureisen, um dort zu leben.
Schon der Hinflug ließ mich wieder (ver-)zweifeln. Wir mussten nachts einen Zwischenstopp in Karatschi einlegen, da wir in Colombo auf Grund einer Ausgangssperre (1989 – zur Zeit der Unruhen) keine Landeerlaubnis bekamen.
Auf dem Flughafen in Karatschi wurden wir von schwerbewaffneten Sicherheitskräften in Empfang genommen, unsere Pässe eingesammelt und wir in einen Bus gesteckt. Erklärungen gab es nicht. Fremd und allein – und da konnte auch nichts und niemand helfen.
Viel später habe ich sogar erfahren, dass ein Ehepaar der deutschen Botschaft auf dem gleichen Flug war und sich, auch als Botschaftsangehörige, nicht gegen diese Willkür wehren konnte.
Sri Lanka, Ghana, Guinea, Indonesien, das waren meine beruflichen Auslandstationen und es begann jedes Mal als Fremder. Das war nicht immer einfach, aber ich habe auch unendlich viel gelernt in dieser Zeit.
Ich habe gelernt, in mir selbst zu sein, mich auf wenig reduzieren zu können, aber auch offen und tolerant, neugierig und auch ein bisschen demütig und vor allem dankbar zu sein. Dankbar für ein nettes Wort, für eine Einladung oder einen Ausflug. Oft sind es die ganz kleinen Gesten einzelner Menschen, die einem das Fremdsein erleichtern können.
Die sogenannte „Willkommenskultur“ in unserem Land, im Ausland sehr positiv wahrgenommen, von unseren Medien mit ihrem oft so vorschnellen „…,aber…“ gleich wieder in Frage gestellt, ist auch so eine Geste.
Dass es auch ganz anders laufen kann, haben wir in den Bildern aus Ungarn gesehen. Wie grausam muss es sein, so kurz vor dem Ziel, nach all den schrecklichen Strapazen, Ängsten und Gefahren, so betrogen zu werden (die Busse ins Lager…).
Abends denke ich jetzt oft, wie glücklich ich mich schätzen kann, in meinem eigenen Bett schlafen zu können. Allen Flüchtlingen wünsche ich von Herzen, dieses Glück auch bald wieder erleben zu dürfen!