Paulchen geht es gut

Tiere war der dritte Begriff von Rolands wöchentlichem Photo-Projekt vom Blog “Royusch-Unterwegs“ . Ja, ich bin zu spät, aber ich hab‘ dort gelesen „alles kann, nichts muss“ und so halte ich es auch am Liebsten.

Wer sich vielleicht schon länger mal gefragt hat, wie es eigentlich Paulchen geht, dem kann ich hier mit meinem Beitrag das Beweissfoto liefern:

Paulchen

Paulchen geht es gut.

Er hilft mir beim Häkeln meiner „Pandemie-Decke“ – jeden Tag ein Granny. Bin mal gespannt, wie groß sie wird…

Verliebt in Valese – ein Alpaka

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In der Nähe von Lübeck gibt es einen Gnadenhof, der auch Alpakas aus schlechter Haltung aufnimmt. Dieser Hof in Mönkhagen bietet für angemeldete Gruppen Alpaka-Wanderungen an.

Ich hatte über solche Veranstaltungen bereits einen TV-Bericht gesehen und mich schon mal ganz allgemein in Alpakas verliebt. Nun hatte ich die Gelegenheit, ihnen real zu begegnen; wir waren auf dem Hof Kornrade angemeldet.

Die Alpakas warteten im Stall auf uns und vertrieben sich die Zeit mit Stroh futtern. Jeder Teilnehmer der Wanderung durfte sich „sein“ Alpaka aussuchen.

Das war garnicht so einfach, bei so viel Putzigkeit.

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Das eine Tier sah eher verwegen aus, das nächste ein wenig zottelig-trottelig und sollte mal dringend zum Frisör.

Grosse Augen schauten uns aus braunen und hellen Gesichter an, mal umrahmt von coolen Rasterlocken, mal im gepflegten Kurzhaar-Look.

Nicht eines glich dem anderen, aber alle hatten Stroh im Haar.

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Valese

Dann entdeckte ich eine echte Schönheit, eine mit Tischmanieren und ohne Strohfrisur. Ich hatte mich sofort verliebt und „Valese“ wurde mein Wanderbegleiter.

Mit einem Alpaka läuft man zwar auch an der Leine, aber nicht so, wie man es von einem Hund gewohnt ist. Bei den Alpakas ist das Tier der Chef.  Du läufst nur nebenher und versuchst dich seinem Tempo anzupassen.

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Die Leine soll immer locker hängen, erklärte uns Corinna Fischer, die Betreiberin des Hofes.

Auch haben diese Tiere bei Ihren Ausgängen ihre feste Laufordnung.  Einer ist der Boss und läuft an der Spitze, der Rest reiht sich nach den eigenen Vorlieben ein. Diese Ordnung gilt es einzuhalten und jedes Überholmanöver mitzulaufen. Auch wenn da eigentlich gar kein Platz ist.

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Gerät man zwischen zwei Alpakas, die sich nicht leiden können, dann kann es schon passieren, dass man den Fußtritt abbekommt, der eigentlich dem nervigen Nachbarn sagen soll „halte bitte mal etwas Abstand!“

Aber ich kann Euch versichern, ein Alpakatritt ist nicht lebensbedrohlich. Es gibt nicht mal einen blauen Fleck, nur einen gehörigen Schreck.

Doch wenn der aufdringliche Nachbar nicht hören will, wird auch schon mal gespuckt. Beim Spucken sind die Alpakas glücklicherweise deutlich zielsicherer als beim Treten und ich blieb verschont.

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Alpakas sind keine Puscheltiere, Körperkontakt lassen sie nur bedingt zu. Ihnen aber freundschaftlich den Hals klopfen, das geht schon. Valese fand’s in Ordnung und ich konnte garnicht aufhören. Es fühlte sich sehr weich und warm an.

Alpakas lieben frisches Gras. Bleibt man mit seinem Tier stehen, geht der Kopf automatisch nach unten und es wird Gras gerupft.

Da sie jedoch nicht ständig grasen sollen, so war jedenfalls die Ansage, hiess es dann doch: Leine kurz – der Kopf muss hoch! Sehr zum Unmut der Alpakas. Sobald man sich aber wieder in Bewegung setzt, ist die Situation entspannt.

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Und klar, machten wir auch einen ausgiebigen Halt für Fotos. Endlich durften die Tiere nach Herzenslust grasen, wobei, naja, eigentlich wollten wir, dass sie in die gezückten Handy-Kameras schauen.

Oh man, das war nicht ganz einfach.

Ich hatte jedoch das grosse Glück, nicht nur von dem schönsten und kultiviertesten Alpaka begleitet zu werden, sondern auch noch von einem sehr schlauen.

Nachdem ich ihm ausführlich erklärt hatte, wie Fotografieren geht, schaute Valese ganz freundlich in die Kamera. Den Beweis möchte ich Euch – ganz gegen meinen Vorsatz keine „Selfies“ zu posten – präsentieren. Wir hatten beide Spaß!

Nach der Wanderung, die Alpakas durften sich in der Halle noch etwas austoben, bekamen wir die Gelegenheit, echte handgesponnene und handgefärbte Alpakawolle zu bestaunen.

Und natürlich auch zu kaufen.

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Muss ich es erwähnen, dass die beiden schönsten Stränge, die ich mir aus der großen Woll-Kiste gezogen hatte, doch tatsächlich von Valese waren?

Ganz weich und kuschelig, ein Strang in Natur und einer in einem warmen, hellen Blau-Grau.

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Diese Schätze liegen jetzt in meinem Wollkorb und ich freue mich darauf, aus ihnen ein wunderschönes, weiches Tuch zu stricken. Ein Kuscheltuch von meiner Liebe Valese.

Ich werde jede einzelne Masche geniessen!

SnapShots – Besuch aus Afrika: der Distelfalter

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Wer hier oben in Schleswig-Holstein wohnt oder wer in den letzten Tagen hier oben geurlaubt hat, dem ist sie sicher aufgefallen. Die Menge an Schmetterlingen, die sich auf den Juni-Blüten tummeln und die, bei genauerem Hinsehen, irgendwie unbekannt aussehen.

Ich jedenfalls habe gleich gedacht, dass ich solch einen Schmetterling noch nie gesehen habe, als ich sie in großer Zahl auf meinen Klee-Blüten im Rasen entdeckte.

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Ich hatte extra um den Klee herumgemäht, da sich dort so viele Insekten tummelten, denen ich nicht die Nahrung nehmen wollte. Das wurde mit einer kleinen Schmetterlingsinvasion belohnt.

Abends im NDR Schleswig-Holstein Magazin hat man mich aufgeklärt: wir haben Besuch aus Afrika. Es ist der Distelfalter, ein Wanderfalter, der aus dem Norden Afrikas stammt und mehr als 2000 km zu uns in den hohen Norden gefolgen ist (CO2-neutral!).

Hier legt er seine Eier an Disteln (hab‘ ich keine im Garten) und Brennnesseln (davon aber reichlich) ab, die in ca. 4 Wochen schlüpfen werden (und hoffentlich die Brennnesseln dezimieren). Danach macht er sich wieder auf den Heimweg.

Sein letzter Besuch hier oben im Norden ist 10 Jahre her.

Ist es nicht faszinierend, dass so ein kleiner Schmetterling über die Alpen fliegt, um sich hier bei uns den Klee-Nektar schmecken zu lassen und sich fortzupflanzen?

Sie flattern immer noch in meinen Garten und ich sehe sie jetzt mit ganz anderen Augen. Ja, fast ein wenig ehrfürchtig!

St. Peter Ordings Westküstenpark – die Störche lieben ihn

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Noch ein Frühlingsthema: die Störche sind wieder da, haben sich auf ihren Horsten niedergelassen, Eier gelegt, gebrütet und die ersten Jungstörche sind auch schon geschlüpft.

Eine der größten freilebenden Storchenkolonie gibt es im Westküstenpark in St. Peter Ording. Bis zu 40 Paare finden sich dort ein.

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Grundsätzlich bin ich ja nicht (mehr) so der Freund von Tierparks oder Zooanlagen. Ich finde mittlerweile, dass Tiere in ihrer natürlichen Umgebung belassen werden sollten. Aber es gibt natürlich auch jede Menge Argumente für artgerecht geführte Tierparks.

Tiere im Tierpark können durchaus als Botschafter ihrer bedrohten Art gesehen werden und zu ihrer Erhaltung beitragen. Das es nirgendwo leichter ist, wilde Tiere vor die Kamera zu bekommen, ist ein durchaus attraktiver Nebeneffekt.

Bedenken hin oder her, ich bin letztes Jahr Anfang August auf „Fotosafari“ gegangen.

Viele der Storchenpaare kommen zum Brüten in den Westküstenpark. Der Nachwuchs muss fast drei Monate umsorgt werden, bis er ohne seine Eltern zurechtkommt. Die Jungvögel werden im Park beringt und fliegen Ende August/Anfang September Richtung Süden in ihre Winterquartiere.

Rund ein Dutzend Paare aus ganz Schleswig-Holstein überwintern sogar im Park.

Was wiederum die Störche an dem Park so attraktiv finden, liegt auf der Hand, oder besser, in den Holzboxen. Dort werden 2 x täglich Eimer voller „Storchenfutter“ hineingestellt.

Der hungrige Storch muss also nicht über Wiesen und um Tümpel staksten, um sich seine Nahrung aufwendig zu sammeln. Er bedient sich ganz bequem am Büffet.

Und auch hier bin ich mir nicht sicher, wie ich das finden soll. Lernen die Jungstörche sich selbst zu versorgen? Oder verlernen die Alttiere es vielleicht sogar?

Aber es ist auch eine Tatsache, dass Störche in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gegenden und der damit verbundenen Trockenlegung von Feuchtgebieten, kaum noch Nahrung finden und schon seit Jahrzehnten weniger werden. Wie so viele andere Tierarten ist auch der Storch auf die Mithilfe des Menschen angewiesen.

Es brüten zurzeit 280 Paare in ganz Schleswig Holstein, 2005 lag der niedrigste Stand bei 170 Horstpaaren und vor 50 Jahren waren es noch 580 Paare (Quelle). Der Bestand erholt sich glücklicherweise.

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Noch recht flauschig schaut dieser Jungstorch in die Welt, der Schnabel hat schon seine typische rote Färbung und er ist wohlgenährt.

Und vielleicht ist er ja in diesem Jahr wohlbehalten nach St. Peter Ording zurückgekehrt?

Watt & Meer Blog-Kalender – März 2019

Der März steht für Frühling, für erstes Grün, erste zweistellige Temperaturen, Vogelzwitschern,  Krokus-Bunt und leuchtende Osterglocken in den Gärten.

Und auch auf unseren Deichen sind die Frühlingsboten zu beobachten.

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Lamm am Deich – Katinger Watt

Die Lämmer sind zur Zeit die Attraktion auf unseren Wiesen und Deichen hier oben an der Westküste. Nicht selten unterbrechen Gäste ihren Frühlings-Ausflug spontan, halten an und dann hört man das verzückte „Schau, wie süss!“. Und das sind sie auch!

 

Wie geht es Paulchen?

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Keine Nachrichten sind ja oft gute Nachrichten und genauso verhält es sich bei Paulchen. Meinem kleinen Katerchen geht es prima, wobei „klein“ und „Katerchen“ nicht ganz treffend ist.

Das kleine, süße Kätzchen mit den herzerweichenden Augen hat sich zu einem gewichtigen Prachtkerl entwickelt. Aber süss ist er immer noch, den herzerweichenden Blick hat er nicht verlernt.

„Ich hatte auch mal einen übergewichtigen Kater“, sagte gerade letztens jemand zu mir. So, so, „übergewichtig“ findet man dich. Aber zugegeben, etwas verfressen ist Paulchen schon. Dabei bekommt er bei mir nicht wirklich zu viel, er ernährt sich weitgehend selbst.

Denn Paulchen ist ein großer Jäger, der, ganz Kater-untypisch, sich seine tägliche Maus selbst sucht und sie auch frisst! Vielleicht sind es manchmal sogar zwei oder drei?

Wenn er gerade nicht auf Jagd ist, ist Paulchen aber ganz schrecklich lieb. So lieb, als würde ihn kein Wässerchen trüben können. Mit Paulchen kann ich raufen, ohne das er auch nur eine Kralle ausfährt (eine ganz neue Erfahrung für mich…) und wenn er „beißt“, dann ist das nur ein zärtliches Knubbeln.

Paulchen ist sehr zahm geworden. Und total verschmust.

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„Schnurrrrr…“

Paulchen trieb sich als kleines, wildes und sehr hungriges Kätzchen mit seinen zwei Geschwistern vor unserer Tür herum. Er ließ sich füttern, klar, in gebührendem Abstand, aber sobald das Schälchen leer war, war er wieder weg. Wild geborene Katzenkinder zu „sozialisieren“ und an den Menschen gewöhnen ist ein langwieriger Prozess.

Am Anfang glaubt man nicht, dass es gelingen wird, aber mit Geduld und Liebe kann man so einiges schaffen.

Erst darf man streicheln, schon ein Erfolg. Dann habe ich ihn langsam an das Hochheben herangeführt. Nur ganz kurz vom Boden. Er hat sofort panisch gestrampelt. Dann immer ein Stückchen höher. Bis er auf dem Schoss saß; bis er auch auf dem Schoss sitzen blieb!

Und eines Tages sprang er von selbst auf meinen Schoß. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie einem da das Herz aufgeht!

Und ich glaube, er vermisst seine Geschwister Finny und Lotta (die leider auf unserer Strasse bleiben mussten) nicht mehr. Paulchen ist bei uns angekommen.

Jetzt, nach mehr als 2 Jahren, schläft er bei mir auf der Bettkante, neben mir auf dem Sofa, auf der Fensterbank im Büro. Vor kurzem hat er sich einen neuen Lieblingsplatz ausgesucht: er quetscht sich auf dem Schreibtisch vor die Tastatur. Natürlich nur, wenn ich da sitze.

Das ist jetzt nicht unbedingt mein Lieblings-Kater-Liegeplatz und wir streiten noch, ob das wirklich sein muss. Aber ihr kennt es vielleicht auch, wenn Katzen etwas wollen…

Er sitzt mit uns am Tisch, will dabei sein. Er legt auch schon mal ganz vorsichtig das Pfötchen auf die Tischkante und versteht das Nein. Ich darf ihn Bürsten und wenn er draußen nass geworden ist, mit einem großen Tuch trockenrubbeln. Beides liebt er.

Aber er fremdelt noch. Mehr als 4 Füße unter dem Tisch beunruhigen ihn zwar nicht, aber fremde Stimmen findet er gefährlich. Und schau‘ ihm bloß nicht in die Augen, dann ist er weg! Erstmal. Doch die Neugier siegt immer öfter, und er schaut gleich wieder vorsichtig um die Ecke.

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Wenn jetzt der Frühling kommt, dann hilft mir Paulchen wieder im Garten. Das macht uns beiden Spass und ist auch gut gegen den Winterspeck. Gut gegen „übergewichtig“!

Helgoland – die Düne gehört den Kegelrobben

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Nass, kalt, windig, grau – wer behauptet eigentlich, der November bringt den Blues? Ich finde ja unser Januar, jedenfalls der hier oben an der Nordsee, läuft dem Ruf des Nebelmonats gerade den Rang ab. Rausgehen ist nur noch was für hartgesottene Wetterignoranten.

Also schwelgen wir doch einfach mal in Erinnerungen und schippern nach Helgoland. So geschehen im August letzten Jahres.

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Ich glaube, ich hab’s schon mal geschrieben: wer Helgoland erleben möchte, sollte versuchen, wenigstens zweimal zu Übernachten. Denn erst wenn die Tagesgäste wieder mit den Schiffen auf dem Heimweg sind, wird’s ruhig und man spürt das wahre Inselfeeling. Abends ist man auf Helgoland unter sich.

Übernachten hat aber nicht nur am Abend Vorteile, auch der nächste Morgen beginnt ruhig und entspannt und ist die beste Zeit, um die Kegelrobben auf der Düne zu besuchen. Die kleine Dünenfähre ist noch weitgehenst leer, der Strand auf der Düne sowieso.

Das scheinen auch die Kegelrobben zu wissen, denn sie liegen, wie die Perlen auf der Schnur, an der Wasserkante und dösen genüsslich vor sich hin.

Mal grunzt eine, mal juckt es einer anderen irgendwo, mal wird ein Auge riskiert. Gäste halten mindestens 30 Meter Abstand, so ist die Regel, und wenn sich jeder daran hält, wird die Fluchtdistanz der Robben nicht unterschritten und man kann sie wunderbar beobachten.

Möwen kennen keine Regeln, aber Robben kennen Möwen und lassen sich von den lauten, quirligen Wasservögeln nicht aus der Ruhe bringen.

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Auf der Düne unterscheidet man den rauen Nordstrand, der als sehr „robbensicher“ gilt, und den deutlich seichteren Südstrand, der hauptsächlich von Badegästen frequentiert wird. Aber auch am Südstrand tummeln sich die Robben regelmäßig.

Hier wird von den Rangern besonders darauf geachtet, dass die Tiere nicht gestört werden und auch schon mal Flatterband eingesetzt, um uneinsichtige Badegäste auf Abstand zu halten.

Kegelrobben sind niedlich anzusehen, mit ihren dunklen Knopfaugen, aber man sollte nie vergessen, es sind Raubtiere.

Auf der Niedlichkeitsskala ganz oben rangieren ja die kleinen Robbenbabys. Sie werden tatsächlich im Dezember und Januar geboren und liegen dann noch schwimmunfähig am Nordstrand der Düne. Ohne die Robbenkinderstube unnötig zu stören, haben Besucher dann einen guten Blick von den eigens eingerichteten Aussichtsplattformen.

Und wenn die letzte Dünenfähre im Winter bereits um 16 Uhr Richtung Hauptinsel ablegt, gehört die Düne wieder ganz den Kegelrobben und ihrem niedlichen Nachwuchs.

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Wer gerne die süßen Robbenkinder beobachten möchte, kann in den Wintermonaten nur mit der Fähre von Cuxhaven nach Helgoland übersetzen. Alle anderen Fährverbindungen haben Winterpause.

Ich werd’s in diesem Winter wohl nicht mehr schaffen, aber so ein Besuch steht ganz oben auf meiner Liste.

Gestatten, mein Name ist Paulchen

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Ich wohne ganz dicht an der Nordsee, sagt mein Frauchen, aber ich habe die Nordsee noch nie gesehen. Die ist für einen kleinen Kater wie mich doch zu weit weg, und ich weiß auch nicht, ob mir Nordsee gefallen würde.

Mein Revier ist ein riesiger Garten. Der gefällt mir.

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Vorne im meinem Garten treffe ich oft fremde Menschen, manchmal sogar Hunde. Frauchen sagt, das sind Gäste und die Hunde sind an der Leine, die tun mir nichts.

Aber das glaube ich nicht. Da bin ich lieber vorsichtig und bleibe unsichtbar.

In meinen Garten hinter’m Haus kommen keine Gäste. Dort kann ich gefahrlos auf dem Rasen schlafen oder auf der Bank vor meiner Hütte dösen. Schön finde ich es, wenn Frauchen auch im Garten ist.

Dann spielt sie mit mir oder ich schaue ihr zu, wie sie Löcher buddelt. Das macht sie gut, nur „reinpieschern“ soll ich nicht. Das verstehe ich nicht.

Manchmal reißt sie auch Grünzeug raus und tut etwas anderes rein. Das verstehe ich auch nicht, aber hinterher schaut sie immer ganz zufrieden. Es scheint ihr Freude zu machen.

Schlimm finde ich das Monster, das so schrecklich Krach macht und mein Gras frisst. Wenn das kommt, haue ich lieber ab. Aber es kommt nicht so oft, meistens ist alles ganz friedlich in meinem Garten.

Spannend finde ich die vielen Bienen und Schmetterlinge, die auf den Blüten sitzen. Da kann ich stundenlang zuschauen. Gelegentlich versuche ich auch, einen Schmetterling zu fangen. Der fliegt dann weg. Ich kann nicht fliegen.

Mäuse fangen geht viel einfacher und Frauchen lobt mich immer, wenn ich ihr eine abgebe. Vögel soll ich nicht fangen. Warum weiß ich nicht. Wir haben doch so viele.

Mein Frauchen sagt, dass ich bei den Rosen aufpassen soll, die haben Dornen und das piekt. Weiß ich doch, bin doch nicht blöd. Frauchen liebt Rosen.

Ich mag das hohe Gras viel lieber. Darin kann man sich so schön verstecken und es kitzelt am Bauch.

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In diesem Jahr ist der Frühling besonders schön. Der Wind ist nicht laut und es fällt auch kein Wasser vom Himmel.

Erst fand Frauchen das auch schön. Jetzt schleppt sie jeden Abend Wasser durch den Garten und schüttet es auf die Blumen.

Ob Blumen das mögen, weiß ich nicht, aber das Spiel macht Spass. Ich laufe ihr immer hinterher. Manchmal spritzt sie mich auch nass. Sie findet das lustig.

Igitt, das ist nicht lustig!

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Nachts, wenn Frauchen schläft, habe ich meinen Garten ganz für mich. Dann buddele ich mir meine eigenen Löcher, treffe meine stacheligen Freunde, verjage fremde Kater und fange eine Maus.

„Miau“.

SnapShots – Gänse-Alltag

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Es ist sicher nicht die Frage aller Fragen, aber man könnte sie ja trotzdem stellen: Was macht eine Graugans so den ganzen Tag? Im April besteht ein grosser Teil des Gänse-Alltages aus Brüten.

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Zwischendurch und ab und zu wird ein wenig geschwommen, getaucht und geschnattert.

So viel Bewegung macht hungrig. Gans watschelt ganz gemächlich das Ufer hinauf um ein wenig vom frischen, grünen Gras zu zupfen.

Nach der Mahlzeit sollst Du ruhen oder, wenn Du eine Gans bist, kräftig die Flügel ausschütteln…

…um Dich anschliessend ausgiebig zu putzen. Unter dem Bauch, zwischen den Rückenfedern und auf dem Kopf. Es juckt aber auch überall.

Dann wird es Zeit zurück zu paddeln. Die Gattin wartet sicher schon sehnsüchtig.

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Und schon wären wir wieder bei der Hauptbeschäftigung einer Graugans im April. Beim Brüten. (Und zum Glück hat keine Schildkröte das Nest besetzt. Gibt’s nicht? Doch, schaut mal hier: Linsenfutter)

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Bei meinem nächsten Besuch im Katinger Watt gibt es dann sicher zu sehen, was da so geduldig ausgebrütet wurde. Ich bin sehr gespannt.

SnapShots – Meister der Symmetrie

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Kaum einer unserer Küstenbewohner ist so markant wie der Säbelschnäbler mit seinem säbelartigen Schnabel und den langen Beinen. Selten trifft man nur einen dieser Vögel. Sie brüten in Kolonien und leben in einer saisonalen Ehe.

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Säbelschnäbler-Kolonie im Katinger Watt

Und wie ein alt vertrautes Ehepaar staksen sie, Seite an Seite,  durch’s seichte Wasser. Oder sie suchen, dicht aufeinanderfolgend aber trotzdem mit gleichlaufenden Bewegungen, ihr Nistmaterial.

Gerade so, als würden sie an ihrer Synchronchoreographie feilen.

Ein schnelles Bad zwischendurch ist schon erlaubt, nur wenn ein Dritter diese Harmonie stört, dann gibt es echten Streit.