In meinem letzten Blog-Beitrag schrieb ich: „In diesem Sommer waren der Wetterbericht und Spontanität zwei unverzichtbare Eckpfeiler eines gelungenen Sommer-Ausfluges“, und fand meine Aussage auch noch originell.
Nun wurde ich von meiner eigenen Witzigkeit eingeholt. Am Freitagmorgen, mit gepackten Koffern für ein Wochenende auf Helgoland, am Fähranleger der „Funny Girl“ in Büsum. Denn dort stand ein Schild: „Heute keine Abfahrt“.
„Natürlich können Sie Ihr Geld wieder bekommen. Oder auf Samstag umbuchen. Samstag wird es ruhig (*), Sonntag soll es aber wieder 6 bis 7 Windstärken geben. Das könnte unangenehm werden.“, erklärte der freundliche Herr im Schalterhäuschen.
Um es kurz zu machen, ich entschied mich für „Geld zurück“ und wir fuhren spontan nach Flensburg.

Beginnen wir also diesen stürmischen, verregneten Freitag mit einem Spaziergang durch die Fördestadt. Gleich neben unserem Hotel befindet sich das Kopagnietor, das ehemalige Gebäude des Flensburger „Schiffergelags“. Hier tagte der Seegerichtshof und waren die städtische Waage und die Handelsbörse untergebracht.
Die Hansen-Brauerei lassen wir links liegen, noch ist es viel zu ungemütlich für ein Bier.
Etwas weiter die Förde hinauf erreichen wir den Museumshafen mit seiner kleinen Museumswerft. Hier liegen historische Frachtsegler und Kutter der Ostsee sicher am Bohlwerk des Hafens vertäut.
Historische Schiffe geben jedem Hafen ein ganz besonderes Flair und ich stehe dann immer sehnsüchtig am Kai und verfalle in Seefahrer-Romantik. Sogar bei Dauer-Nieselregen.
Die Möwen an der Fischbrötchenbude gleich neben dem Werftgelände sind so an Menschen und ihre Brötchenkrümel gewöhnt, sie posieren ganz unerschrocken in die Kamera.
In der kleinen Museumswerft werden noch heute historische Frachtensegler und Arbeitsboote des 18. und 19. Jahrhunderts gebaut. Aber auch restauriert.
Bei einem Bummel über das Werksgelände spürt man die fast vergessene Idylle des traditionellen Bootsbaus. Eine Idylle, die wahrscheinlich trügt.
Noch ein paar Schritte das Westufer der Förde entlang taucht das Volksbad auf. Der, für seine Zeit um 1900, typische Bäderbau wird heute als Kulturzentrum genutzt. Einst ging dort das einfache Volk zum wöchentlichen Bad. Ihre bescheidenen Wohnungen hatten keine sanitären Einrichtungen.
Es soll sogar Badegäste gegeben haben, die nur zweimal im Jahr das Volksbad besuchten. An diesen Tagen wurden daheim die Betten neu bezogen.
Am Volksbad lassen wir die Förde zunächst hinter uns und laufen zum Nordertor, dem einzig erhaltenen Stadttor des Landesteiles Schleswig und Wahrzeichen Flensburgs, hinauf. Hier beginnt die Einkaufsmeile der Stadt. In der Norderstraße noch mit kleinen Läden aber auch viel Leerstand.
Die Norderstrasse mündet in den Nordermarkt, dem mittelalterlichen Zentrum Flensburgs. Ab hier heißt die Gehstraße erst Große Straße, dann Holm, mit den großen bekannten Einkaufsketten hinter historischen Fassaden, und führt über den Südermarkt bis in die Rote Straße.
In der Roten Straße haben sich wiederum entzückende kleine Boutique-Läden im dänischen Stil angesiedelt. Hier wird es richtig hygge.

Im Volksmund werden die beiden Seiten der Einkaufsstraße Flensburgs Pfennig- und Groschenseite genannt.
Auf der Groschenseite residierten die reichen Kaufleute, Ihre Häuser und Handelshöfe hatten einen direkten Zugang zur Förde. Viele davon sind noch erhalten, liebevoll bepflanzt und dekoriert und können erkundet werden.
Auf der Pfennigseite lebten die Handwerksfamilien. Ihre Häuser waren deutlich schlichter gebaut, in den Hinterhöfen gingen sie Ihrem Handwerk nach.
Am Nordermarkt angekommen hatten sich der Himmel aufgeklart, der Regen nachgelassen und wir uns ein ganz anderes Wahrzeichen Flensburgs gegönnt. Bei einem frisch gezapften „Flens” ließ sich der weitere Spontan-Kurztrip nach Flensburg ganz prima planen.
In diesem Sinne erst mal: „Plopp…“
(*) Meines Wissens fuhr die Helgolandfähre nur am Samstag. Wir würden noch immer auf Helgoland festsitzen…