Sie ist nicht wirklich der HotSpot der Nordseeküste, die Bucht hinter dem Eidersperrwerk. Der Eiderdamm Nord dominiert diesen Küstenabschnitt mit viel Beton und Stein. Wer aber gern mit dem Meer, den Wolken und unseren Wattvögeln allein ist, der ist hier richtig.
auch ein Strandläufer?
Selten verirren sich Spaziergänger hinters Sperrwerk, und wenn, dann nur, um mal kurz über den Deich zu schauen.
Sehr beliebt ist der hintere Bogen des Dammes bei den Austernfischer, die die Tarnung zwischen den vermörtelten Schüttsteinen geschickt nutzen und sich hier, vor allem im Herbst, ausruhen.
Dicht an dicht hocken die Wattvögel beisammen, lassen sich von den letzten warmen Sonnenstrahlen aufwärmen, stecken ihre roten Schnäbel unter die schwarzen Flügel und halten ein Nickerchen.
Richtig toll sieht es aus, wenn ein ganzer Schwarm gemeinsam aufsteigt und ihre weißen Unterseiten aus der Luft herableuchten. Aber ich würde es nicht übers Herz bringen, sie für solch ein Foto aufzuschrecken.
Kaum einer unserer Küstenbewohner ist so markant wie der Säbelschnäbler mit seinem säbelartigen Schnabel und den langen Beinen. Selten trifft man nur einen dieser Vögel. Sie brüten in Kolonien und leben in einer saisonalen Ehe.
Säbelschnäbler-Kolonie im Katinger Watt
Und wie ein alt vertrautes Ehepaar staksen sie, Seite an Seite, durch’s seichte Wasser. Oder sie suchen, dicht aufeinanderfolgend aber trotzdem mit gleichlaufenden Bewegungen, ihr Nistmaterial.
Gerade so, als würden sie an ihrer Synchronchoreographie feilen.
Ein schnelles Bad zwischendurch ist schon erlaubt, nur wenn ein Dritter diese Harmonie stört, dann gibt es echten Streit.
April, Mai, Juni, das sind für mich die schönsten Monate im Jahr. Nicht nur, dass die Natur erwacht, es überall grünt, wieder warm wird und die Tage länger. In diesen Monaten ist auch die Brutzeit vieler Küstenvögel, die ihren Nachwuchs bei uns an der Nordseeküste großziehen werden.
Das Katinger Watt, mit seinen weiten Wiesen- und Wasserflächen, ist eine der artenreichsten und landschaftlich reizvollsten Kinderstuben. Es liegt quasi vor meiner Haustüre und doch ist es schon erstaunliche zwei Jahre her, dass ich dort die kleinen Graugänse beobachtet habe. Warum eigentlich?
Vogelbeobachtungshütten im Katinger Watt
Vor meiner ersten Entdeckungstour in die Welt der Graugänse hatte ich mir ein sündhaft teures Tele-Zoom gekauft und tatsächlich ein paar schöne Szenen einfangen können. Doch das Objektiv und ich wurden keine Freunde; zu groß, zu schwer, zu umständlich. Es landete in der sprichwörtlichen Ecke.
Aber das Thema wollte und will mich nicht loslassen. Begeistert (und ein wenig wehmütig) folge ich Tanja oder Cindy und Ihren faszinierenden gefiederten Bildern. Oder Linsenfutter. Und bei Linsenfutter lief sie mir über den Weg. „Das ist es!“, wusste ich sofort.
Das ungeliebte Tele ließ sich verkaufen und eine P900 wurde bestellt.
Katinger Watt – geschützter Brutraum für viele Vögel
Säbelschnäbler – immer synchrohn
Nonnengans – immer hungrig
Jetzt konnte ich es kaum erwarten, wieder auf Vogelfang zu gehen. Am ersten sonnigen Nachmittag ging’s los.
Die Vogelbeobachtungshütten liegen nicht weit vom NABU Naturzentrum Katinger Watt. Man parkt am besten am Zentrum und läuft dann den Deich hinauf und ein Stück über die Schafswiesen. Von dort führt ein schmaler Weg zwischen zwei hohen Erdwällen direkt zu den Hütten.
Herr Schnatterente schüttelt sich das Wasser aus den Federn
In den Hütten trifft man neben Vogelfreunden mit Fernglas auch auf den passionierten Naturfotografen, der in tarnfarbener Outdoor-Kleidung seine „lange Tüte“ samt Stativ vor einer der Schiebeluken positioniert. Im Raum nur gedämpftes Flüstern, kaum hörbares Summen der Zoom-Motoren, diffuse Lichtfetzen, die durch die Holzspalten einfallen.
Und ich mittendrin, in rotem Hemd und mit lautem Klick-Klick. Herrjeh…
Familie Graugans
„Eine P900?“, spricht mich plötzlich ein Herr an, der gerade seine Kamera neben mir auspackt. „Darf ich ihnen zeigen, wie Sie das Klicken ausstellen können?“, flüstert er fragend und hat meine Kamera schon in der Hand.
„Ich habe sie ganz neu“, entschuldige ich mich und beschließe, das jetzt nicht peinlich zu finden.
Silberreiher mit gelbem Schnabel
Reiher-Ente : Vorlage der Quietscheente
Flussregenpfeifer – Vogel des Jahres 1993
„Ach, sie fotografieren im Automatikmodus?“, fragt er weiter, nachdem er meine Kamera auf lautlos gestellt hat. „Für Vogelaufnahmen würde ich…“, und schon erhielt ich einen kompakten Einführungskurs in meine neue Kamera.
Der freundliche Herr schob mir dann noch seine Visitenkarte hin. Falls ich noch Fragen hätte. Wie nett!
Ein paar Minuten später hörte ich ein leises „Mist, Speicherkarte voll!“ und der freundliche Natur-Fotograf René Schaack verabschiedet sich. Sieh an, auch der Profi hat mal eine Panne!
Der schlafende Schwan
Mein Speicherplatz reichte locker für eine stattliche Ausbeute von über 300 Graugans-, Säbelschnäbler- und Entenbildern.
Nach der ersten Durchsicht sollten so bummelige 100 Fotos übrig bleiben, ein Viertel davon wird es wohl in den Blog schaffen. Kein zu schlechter Schnitt, finde ich.
Die Graugans – sehr fotogen und eines meiner Lieblingsmotive
Und ich habe eine Menge Neues gelernt und gesehen. Ich habe den Flussregenpfeifer kennengelernt (der kleine Piepmatz mit den gelben Augenringen), meinen ersten Silberreiher fotografiert und eine Schatterente – ja, die gibt es wirklich, die heißt tatsächlich so – beim Trockenschütteln erwischt.
Nur der Haubentaucher, der war mir abgetaucht. Plötzlich war der Sucher leer und ich konnte ihn nicht wiederfinden. Wie schade. Aber Spass hat es trotzdem gemacht!
Basstölpel – welch ein Name für diesen eleganten Vogel. Wer ist bloß auf diese Idee gekommen?
Der Legende nach (und laut Wikipedia) sollen es französische Fischer gewesen sein, die diesen Vogel zwar ständig fischen sahen, aber nie beobachten konnten, dass er auch nur einen einzigen Fisch aus dem Wasser geholt hätte. Dieser „Tölpel“!
Was sie nicht wussten: der Basstölpel schluckt seinen Fang bereits unter Wasser.
Seit 1991 ist der Basstölpel auch wieder Brutvogel auf den Felsen von Helgoland und macht den Trottellummen, die dem Helgoländer Vogelfelsen seinen Namen gegeben haben, echte Konkurrenz. Gerade im Spätsommer sind die Felsen fest in Tölpel-Hand.
Der schöne Schwan
Basstölpel auf Helgoland
Fest in Basstölpel-Hand
Geschnäbel
Die Tölpel-Jungvögel, die gerade flügge werden, tragen noch dunkle Federn. Nur die Federspitzen leuchten schon in Weiß. Am Kopf und auf dem Rücken sind die weißen Tupfen besonders gut zu erkennen.
Erst in einem Alter von fünf Jahren werden aus den getupften Entchen die schönen Schwäne.
Den markanten Gesichtsausdruck verdanken die Basstölpel ihrer schwarzen Haut, die um Schnabel und Augen herum nicht von Federn verdeckt wird.
Und sie sind nicht besonders scheu, sitzen fast zum Greifen nah an der Felskante und recken ihre Hälse in Position.
Gerade so, als wären sie sich ihrer Eleganz bewusst.
Heute geht es in die letzte Runde der Schnappschüsse aus 2015, die ich gern noch teilen möchte. Es wird tierisch, oder besser gesagt, beflügelnd.
Tiere posieren selten, Vögel schon mal gar nicht. Viel eher weckt man ihren natürlichen Fluchtinstinkt wenn man sich nähert und knipst dann nur noch unscharfe Flügelspitzen oder sogar leere Bilder.
Ähnlich wie die vielen Katzenfotos, auf denen ein verwackelter Schwanz zu sehen ist. Aber manchmal hat man Glück, das Bild gelingt.
MeditationLandungAbflug
Wobei ich hier wahrscheinlich nicht ganz schuldlos war und den Schwarm aufgeschreckt hatte.
Auf der Suche nach schönen Foto-Motiven entdeckt man auch mal Erstaunliches.
„…“
Es ist ja bekannt, dass Krähen frech sind, dass sie aber auch noch so schön frech schauen können…
Guckst Du…
Mit Kamera und GPS Empfänger ausgestattet werden Flugobjekte zu Vermessungsgeräten…
Technik
…doch die Natur ist der weit aus elegantere Baumeister.
Eleganz
Und jetzt bleibt nur noch die Frage:“Eins der Fotos passt nicht zu den anderen. Aber welches?“
Seit ein paar Jahren lebt ein Wacholderdrossel-Pärchen bei mir im Garten (ich hatte schon mal berichtet: Wacholderdrosseln), brütet auch jedes Jahr und kommt im Winter zum Futtern. So auch in diesem Winter.
Ich mag sie gern, diese gesprenkelte Drossel-Art und freue mich immer sehr, wenn sie meine ausgelegten Äpfel verspeisen. Äpfel für die Vögel gibt es bei mir bereits aufgeschnitten, denn sie scheinen die Schale nicht zu mögen.
Wie akribisch sie das Fruchtfleisch auspicken und die halbrunde Schale unversehrt liegenlassen. Zurück bleiben lauter kleine, leere Apfel-Schüsselchen.
Natürlich kommen auch andere Drosseln, die sich bei gefrorenem Boden an die reichlich ausgelegten Apfelleckerbissen machen. Und da muss ich immer wieder feststellen, wie unsozial die Wacholderdrossel ist.
Während alle anderen friedlich nebeneinander je einen Apfel auspicken (würden), ist sie viel eher damit beschäftigt, jeden hungrigen Artgenossen zu vertreiben. In Kampf-Haltung, aufgeplustert und mit erhobenem Schwanz (gerade so, wie es eine Katze macht…) jagt sie alles, was sich „ihrem“ Futterplatz nähert, davon.
Die Meisen, Finken und Spatzen dagegen, stehen mehr auf Körner und belagern die Futterschalen. Während so’n Spatz gleich vom Topf speist und dabei ’ne Menge über die Kante wirft (ist das jetzt besonders sozial? – für die Artgenossen am Boden?) holt sich die Meise Korn für Korn, fliegt zurück auf einen Ast und pickert es dort auf.
Und natürlich bleibt so ein Futterplatz nicht lange unbeobachtet. Meine alte Dame, die Mama Motte, würde wohl für ihr Leben gern einen kleinen Piepmatz fangen…
… aber, sehr zu ihrem Leidwesen, können die Vögel ja fliegen und sitzen nach ihrem Mahl hoch oben in den Bäumen,…
…schön sonnig und sicher. Gratis-Eis inbegriffen! „Ach, könnte man doch auch fliegen!“
Die Tage werden kürzen, die Nächte kälter. Diese Vorboten des bevorstehenden Winters haben die Vögel auf meinem Hof schon längst erkannt. Immer wieder fliegen Sie die alten Futterstellen an und schauen nach, ob nun endlich etwas angekommen ist; ob die Futtersaison eröffnet wurde.
Die kleine Maise weiß genau, dass an diesem Hacken was Leckeres hängen sollte.
Den ganzen Sommer über waren das Futterhäuschen und die Bäume, in denen die Maisenknödel im Winter hängen, nicht besonders interessant. Doch jetzt kann man tatsächlich beobachten, wie die Vögel ihre Futterplätze regelmäßig inspizieren.
Schon im Oktober zu Füttern finde ich eigentlich viel zu früh, aber die Piepmätze haben mich erweicht. Zumal das Vogelfutter in den Supermärkten neben weihnachtlichen Spekulatius- und Lebkuchenaufstellern bereits Einzug gehalten hat. Also habe ich die ersten Knödel aufgehängt.
Die Spatzen hatten das natürlich sofort spitz, auch wenn die Sache sich noch recht mühsam gestaltet. Am Knödel zu hängen und zu futtern ist nicht so Ihr Ding, aber irgendwie muss man doch daran kommen!
Vielleicht von oben, vielleicht von unten?
Ein deutlich besserer Plan muss her.
So von der Seite, den Knödel schnappen und heranziehen. Das könnte was werden. Wenn der Knödel nur nicht immer wieder abhauen würde…
Maisen-Knödel sind einfach frustrierend, jedenfalls für Spatzen. Aber bis zum wirklichen Wintereinbruch haben sie ja noch Zeit zum Üben.
Die besten Fischbrötchen gibt’s am Eidersperrwerk.Brüderlich geteilt schmeckt’s doppelt gut.Hunger macht mutig – diese Fasanenhennen picken Vogelfutter von der Terrasse.Na, und das ist ja mal ganz frech!