SnapShots – doch noch Schnee

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Letzte Woche Samstagmorgen, noch etwas verschlafen, der erste Blick aus dem Fenster, der erste Gedanke des Tages: „Ich fass‘ es nicht!“

Jetzt, wo ich mit Winter abgeschlossen habe, nicht mehr neidisch auf Schnee woanders bin, die ersten warmen Tage genießen konnte, schon in der Sonne lag, jetzt hatte es geschneit. Und der gefühlt zweistellige Minusgrad-Ost-Sturm trieb den Schnee waagerecht vor sich her.

Sibirische Landschaft mit sibirischer Kälte.

Auch wenn der Spuck am Sonntagabend so gut wie vorbei war, die gefühlten zweistelligen Minus-Grade kommen immer noch aus Ost.

Ist heute nicht Frühlingsanfang? Ich fass‘ es nicht.


Hier gibt’s jetzt ‘ne keine Blog-Pause und ich wünsche Euch schon jetzt sonnige zweistellige Oster-Plusgrade! Und mir natürlich auch.

Dänemark im Januar – mit ganz viel Wetter

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Wer im Januar nach Dänemark an den Strand fährt, sollte sich wettertechnisch wappnen. Sonne kann, muss aber nicht, Sturm, Regen, Wind und Nebel sind da schon wahrscheinlicher, vielleicht sogar Schnee.

Man plant am besten im Zwiebel-Prinzip: T-Shirt, Pulli, Strickjacke, Winterjacke, Regenjacke – Leggings, Jeans, Soft-Shell-Hose, Regenhose – feste Schuhe, Mütze, Schal, Handschuhe.

Und was soll ich sagen, letzte Woche in Dänemark kam tatsächlich alles zum Einsatz. Los ging’s mit einem windstillen Nebeltag (Regensachen, Strickjacke und Soft-Shell-Hose blieben im Koffer).

So ohne Wind ist Kälte viel erträglicher. Auch am Strand, und der zeigt sich bei Nebel von einer ganz besonderen Seite. Konturlos, farblos, menschenleer. Durchatmen.

Wenn dann Frost auf Nebel trifft, umhüllt weißer Raureif jeden Stängel. Ein wenig Pulverschnee dazu und das Winterwonderland ist perfekt. Ganz in Weiß empfing mich die dänische Dünenlandschaft am Morgen des zweiten Tages.

Der Strand schneebedeckt. Ein seltener, schöner Anblick, der so viel Ruhe ausstrahlt und so vergänglich ist. Aufsaugen. Genießen.

Auf Schnee folgte Sturm (mit einzelnen Regenschauern) und spätesten jetzt stand fest: klar im Vorteil ist, wer gut vorbereitet. Es wurde alles angetüddelt was mitgebracht, um dann wie ein Michelin-Männchen an den Strand zu stapfen.

Der Wind trieb den Sand vor sich her. Kleine Muscheln und Steinchen formten Windfahnen aus Flugsand. Auch wenn es mühsam ist, so gegen den Sturm zu laufen, man fühlt sich unwahrscheinlich lebendig.

Auf den Sturm folgen die Wellen und am vierten Strandtag zeigte sich die Nordsee von ihrer wilden Seite. Selbst bei Ebbe war nicht mehr viel vom Strand zu sehen, die See toste mit brechenden Wellen.

Das Laufen am Wellensaum war ein ständiges hin- und her, immer wieder schwappte die Nordsee überraschend weit auf den Strand. Nur wer schnell war, behielt trockene Socken. Atemloser Spaß.

Es folgte ein trüber, windiger Strandtag, so typisch für Nordsee im Winter. Die Hoffnung auf Sonne schwand, auch wenn sie ab und an für Sekunden durch die Wolken lugte.

Aber es blieb wenigstens trocken und die Regensachen im Schrank.

Man könnte meinen, dass der Wettergott tatsächlich noch ein Einsehen hatte, denn am sechsten und somit letzten Tag meiner Dänemark-Woche lichtete sich der Morgennebel um Punkt 11:00 Uhr und blauer Sonnenhimmel begrüßte den Tag.

Wie Farbe leuchten kann, nach all den trüben Tagen. Ergriffenes Staunen. Als hätte man vergessen, wie schön Sonne ist.

Drei Jogger liefen über den Strand. Einer sogar in kurzen Hosen. Den Rückweg gingen sie barfuß, die Schuhe in der Hand.

Von der Sonne aufgewärmt hatte ich die ganze Zeit schon das Bedürfnis, ins Wasser zu laufen. Fast magisch zog es mich an, und ich überlegte mit jeden Schritt: soll ich oder lieber nicht?

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Ja, ich habe es getan! Ich habe mir die Schuhe und Strümpfe ausgezogen, die Hosenbeine hochgekrempelt und bin lachend ins Wasser gelaufen.

Hui, das war eisig aber unglaublich schön. Übermütige Lebensfreude. Ich konnte gar nicht aufhören zu strahlen während das kalte Wasser in die Füße stach. Was so ein bisschen Sonne doch ausmacht.

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Und dann gab das Wetter noch einmal alles, überraschte plötzlich mit Seenebel. Wie eine weiße Wand zog er am Horizont auf. So etwas hatte ich noch nicht gesehen.

Gespenstisch rollte der Nebelstreifen vom Meer bis auf die Dünen, aber es blieb sonnig. Gänsehaut.

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Am Abend hoffte ich noch auf einen schönen Sonnenuntergang, aber der Himmel hatte sich bereits wieder zugezogen und verriet nur mit einem schmalen, hellen Streifen wo die Sonne untergegangen war.

Na gut, es geht nicht alles – in einer Woche Dänemark.

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Grundzufrieden und tiefenentspannt wurden die Wettersachen nach dem letzten Strandspaziergang im Koffer verstaut und für die Abreise gerüstet.

Und eines ist sicher, im nächsten Januar komme ich wieder – und dann bitte mit Abendrot.

Kein Weihnachten ohne St. Peter Strand

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Regen klatscht gegen die Fensterscheiben, Sturm pfeift um die Hausecke, die Lichterketten hüpfen mit jeder Windböe auf und ab – schon seit Tagen.

In der Stube ist es warm und wohlig, Kuschelpulli und Sofadecke, im Fernseher läuft „Frau Holle“ (ich liebe die Märchen-Verfilmungen der ARD).

Weihnachtliche Gemütlichkeit.

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„Schatz, kommst Du nachher mit nach St. Peter? Etwas laufen?“ Ich hätte auch „Schatz, soll ich nachher das Raumschiff aus der Tiefgarage holen und fliegst Du mit mir zum Mond?“, fragen können. Der ungläubige, entsetzte Blick wäre wohl der gleiche gewesen.

Mit „Nicht so gerne“ fällt die Antwort jedoch erstaunlich milde aus. Es gibt Dinge, die muss man alleine machen.

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Von Westen reißt der Wolkenhimmel auf, über Eiderstedt ist es pechschwarz. Graupel setzt ein, waagerecht und von vorn – genau in dem Moment, in dem ich die Deichkrone erreiche.

Graupelkörner prasseln mir stechend ins Gesicht. Schnell ein Foto und zurück ins Info-Häuschen neben dem Parkplatz. Abwettern nennt man das wohl.

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Dann plötzlich Sonne, ein Regenbogen, ein zweiter, viel zarter, gleich daneben.

Leuchtende Farben vor drohend dunklem Himmel. Die verdorrten Salzwiesengräser leuchten golden. Der nasse Plattenweg glitzert dem Horizont entgegen, die schwarzen Silhouetten der Pfahlbauten markieren mein Ziel.

Es ist mühsam, gegen den Sturm zu laufen. Vorn übergebeugt stapfe ich den schier endlos wirkenden Weg durch die Salzwiesen zum Böhler Strand.  Es gibt Dinge, die muss man wohl doch nicht unbedingt machen?

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Auf halben Weg wird der Plattenweg durch einen Holzsteg ersetzt. „Rutschgefahr bei Nässe“ warnt ein Schild. Der Sturm rüttelt an mir, drückt mich zurück und lässt plötzlich nach. Unkontrollierte, schnelle Schritte folgen.

Jetzt noch vom Steg fallen, in den Matsch, Fuss verstauchen, keine Menschenseele weit und breit, …,  halt! Kopfkino ausschalten und weiter!

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Und plötzlich stellt es sich wieder ein. Dieses grandiose Gefühl der Freiheit, der Grenzenlosigkeit, des Eins sein mit den Naturgewalten.

Ganz klein und winzig stehe ich neben den mächtigen Pfählen der Seekiste. Die kurzen Wellen klatschen gegen das nasse Holz, es hört sich dumpf und hohl an. Der Sturm peitscht die Gischt über den Strand und ich stehe dort und fühle mich einfach nur grandios.

Jedes Foto ist eine Herausforderung. Erst die Linse trockenputzen – womit? – alles ist nass – dann ruhig halten – wie? – der Sturm rüttelt am festen Stand.

Ich lehne mich an die Pfähle, umarme Pfosten, lege die Kamera auf Balken. Ein paar schöne Bilder sollten gelingen, das glaubt mir ja sonst keiner.

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Die Sonne wandert langsam dem Horizont entgegen und taucht Wolken, Wasser und das feuchte Holz in ein helles Orange. Die warmen Farben stehen im krassen Gegensatz zum eisig heulenden Wind, aber mir ist nicht kalt.

Ich laufe die Stege entlang und genieße das Licht, die Farben, das Wellenrauschen und Sturmgeheul.

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Fast unbemerkt läuft immer mehr Wasser unter die Planken, rollen die weiß umsäumten Wellen auf den Wiesensaum zu. Wo ich eben noch stand, ist schon Wasser.

Nicht bedrohlich aber stetig und schnell läuft die Flut auf. Zeit zu gehen, wenn man keine nassen Füße riskieren möchte.

Zurück schiebt mich der Wind vor sich her. Kurz vor dem Deich kommen mir ein paar ebenso Wagemutige entgegen.  Man grüßt: „Frohe Weihnachten“ und das klingt hier draußen irgendwie abgefahren.

„Ja, frohe Weihnachten!“ grüße ich zurück und muss tatsächlich lachen.

Spontan nach Flensburg

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In meinem letzten Blog-Beitrag schrieb ich: „In diesem Sommer waren der Wetterbericht und Spontanität zwei unverzichtbare Eckpfeiler eines gelungenen Sommer-Ausfluges“, und fand meine Aussage auch noch originell.

Nun wurde ich von meiner eigenen Witzigkeit eingeholt. Am Freitagmorgen, mit gepackten Koffern für ein Wochenende auf Helgoland, am Fähranleger der „Funny Girl“ in Büsum. Denn dort stand ein Schild: „Heute keine Abfahrt“.

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„Natürlich können Sie Ihr Geld wieder bekommen. Oder auf Samstag umbuchen. Samstag wird es ruhig (*), Sonntag soll es aber wieder 6 bis 7 Windstärken geben. Das könnte unangenehm werden.“, erklärte der freundliche Herr im Schalterhäuschen.

Um es kurz zu machen, ich entschied mich für „Geld zurück“ und wir fuhren spontan nach Flensburg.

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Blick aus dem Hotel auf die Hafenspitze und die östliche Förde

Beginnen wir also diesen stürmischen, verregneten Freitag mit einem Spaziergang durch die Fördestadt. Gleich neben unserem Hotel befindet sich das Kopagnietor, das ehemalige Gebäude des Flensburger „Schiffergelags“. Hier tagte der Seegerichtshof und waren die städtische Waage und die Handelsbörse untergebracht.

Die Hansen-Brauerei lassen wir links liegen, noch ist es viel zu ungemütlich für ein Bier.

Etwas weiter die Förde hinauf erreichen wir den Museumshafen mit seiner kleinen Museumswerft. Hier liegen historische Frachtsegler und Kutter der Ostsee sicher am Bohlwerk des Hafens vertäut.

Historische Schiffe geben jedem Hafen ein ganz besonderes Flair und ich stehe dann immer sehnsüchtig am Kai und verfalle in Seefahrer-Romantik. Sogar bei Dauer-Nieselregen.

Die Möwen an der Fischbrötchenbude gleich neben dem Werftgelände sind so an Menschen und ihre Brötchenkrümel gewöhnt, sie posieren ganz unerschrocken in die Kamera.

In der kleinen Museumswerft werden noch heute historische Frachtensegler und Arbeitsboote des 18. und 19. Jahrhunderts gebaut. Aber auch restauriert.

Bei einem Bummel über das Werksgelände spürt man die fast vergessene Idylle des traditionellen Bootsbaus. Eine Idylle, die wahrscheinlich trügt.

Noch ein paar Schritte das Westufer der Förde entlang taucht das Volksbad auf. Der, für seine Zeit um 1900, typische Bäderbau wird heute als Kulturzentrum genutzt. Einst ging dort das einfache Volk zum wöchentlichen Bad. Ihre bescheidenen Wohnungen hatten keine sanitären Einrichtungen.

Es soll sogar Badegäste gegeben haben, die nur zweimal im Jahr das Volksbad besuchten. An diesen Tagen wurden daheim die Betten neu bezogen.

Am Volksbad lassen wir die Förde zunächst hinter uns und laufen zum Nordertor, dem einzig erhaltenen Stadttor des Landesteiles Schleswig und Wahrzeichen Flensburgs, hinauf.  Hier beginnt die Einkaufsmeile der Stadt. In der Norderstraße noch mit kleinen Läden aber auch viel Leerstand.

Die Norderstrasse mündet in den Nordermarkt, dem mittelalterlichen Zentrum Flensburgs. Ab hier heißt die Gehstraße erst Große Straße, dann Holm, mit den großen bekannten Einkaufsketten hinter historischen Fassaden, und führt über den Südermarkt bis in die Rote Straße.

In der Roten Straße haben sich wiederum entzückende kleine Boutique-Läden im dänischen Stil angesiedelt. Hier wird es richtig hygge.

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Hinterhof auf der Groschenseite mit Zugang zur Förde

Im Volksmund werden die beiden Seiten der Einkaufsstraße Flensburgs Pfennig- und Groschenseite genannt.

Auf der Groschenseite residierten die reichen Kaufleute, Ihre Häuser und Handelshöfe hatten einen direkten Zugang zur Förde. Viele davon sind noch erhalten, liebevoll bepflanzt und dekoriert und können erkundet werden.

Auf der Pfennigseite lebten die Handwerksfamilien. Ihre Häuser waren deutlich schlichter gebaut, in den Hinterhöfen gingen sie Ihrem Handwerk nach.

Am Nordermarkt angekommen hatten sich der Himmel aufgeklart, der Regen nachgelassen und wir uns ein ganz anderes Wahrzeichen Flensburgs gegönnt. Bei einem frisch gezapften „Flens” ließ sich der weitere Spontan-Kurztrip nach Flensburg ganz prima planen.

In diesem Sinne erst mal: „Plopp…“

(*) Meines Wissens fuhr die Helgolandfähre nur am Samstag. Wir würden noch immer auf Helgoland festsitzen…

 

Stürmische Weihnachten

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In diesem Jahr war alles etwas anders. Erst wollte die weihnachtliche Stimmung nicht so recht aufkommen und dann fegte uns Sturmtief „Barbara“ den Rest an friedvoller Besinnlichkeit um die Ohren.


Am zweiten Weihnachtstag sollte es für eine kurze Zeit aufklaren, die Gewitter-Schauer kurz aussetzen. So auch in Büsum. Dort riss die Gewitterwolkendecke tatsächlich auf und ließ die Sonne zum Vorschein kommen; jedoch peitschte der Sturm die Nordsee immer noch den Deich hinauf.

Dort wurde der Weihnachtsspaziergang für die Wenigen, die sich vor die Tür trauten, zum Natur-Erlebnis.

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Am Dienstagmorgen war dann alles vorbei – der Sturm und dieses stürmische Weihnachtsfest.
Euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr!