Tiere war der dritte Begriff von Rolands wöchentlichem Photo-Projekt vom Blog “Royusch-Unterwegs“ . Ja, ich bin zu spät, aber ich hab‘ dort gelesen „alles kann, nichts muss“ und so halte ich es auch am Liebsten.
Wer sich vielleicht schon länger mal gefragt hat, wie es eigentlich Paulchen geht, dem kann ich hier mit meinem Beitrag das Beweissfoto liefern:
Paulchen geht es gut.
Er hilft mir beim Häkeln meiner „Pandemie-Decke“ – jeden Tag ein Granny. Bin mal gespannt, wie groß sie wird…
Wer hier oben in Schleswig-Holstein wohnt oder wer in den letzten Tagen hier oben geurlaubt hat, dem ist sie sicher aufgefallen. Die Menge an Schmetterlingen, die sich auf den Juni-Blüten tummeln und die, bei genauerem Hinsehen, irgendwie unbekannt aussehen.
Ich jedenfalls habe gleich gedacht, dass ich solch einen Schmetterling noch nie gesehen habe, als ich sie in großer Zahl auf meinen Klee-Blüten im Rasen entdeckte.
Ich hatte extra um den Klee herumgemäht, da sich dort so viele Insekten tummelten, denen ich nicht die Nahrung nehmen wollte. Das wurde mit einer kleinen Schmetterlingsinvasion belohnt.
Abends im NDR Schleswig-Holstein Magazin hat man mich aufgeklärt: wir haben Besuch aus Afrika. Es ist der Distelfalter, ein Wanderfalter, der aus dem Norden Afrikas stammt und mehr als 2000 km zu uns in den hohen Norden gefolgen ist (CO2-neutral!).
Hier legt er seine Eier an Disteln (hab‘ ich keine im Garten) und Brennnesseln (davon aber reichlich) ab, die in ca. 4 Wochen schlüpfen werden (und hoffentlich die Brennnesseln dezimieren). Danach macht er sich wieder auf den Heimweg.
Sein letzter Besuch hier oben im Norden ist 10 Jahre her.
Ist es nicht faszinierend, dass so ein kleiner Schmetterling über die Alpen fliegt, um sich hier bei uns den Klee-Nektar schmecken zu lassen und sich fortzupflanzen?
Sie flattern immer noch in meinen Garten und ich sehe sie jetzt mit ganz anderen Augen. Ja, fast ein wenig ehrfürchtig!
Schon der dritte Tag im neuen Jahr spielte mit dem Feuer. Bereits am Nachmittag des 3. Januar, ein fast wolkenloser Tag mit klarer Luft, war abzusehen, dass der Sonnenuntergang spektakulär werden würde.
Punkt vier habe ich den Stift fallen gelassen und bin (aber auch sowas von) schnell an den Deich – gerade noch rechtzeitig, um den Feuerball im Meer versinken zu sehen.
Beim Eintauchen ins Meeer „dippt“ die Sonne sogar (man sagt „dippen“, wenn die Kugel an den Seiten immer breiter wird – hat mir mal jemand erzählt…?) bis nur noch ein schmaler, gleissender Streifen am Horizont leuchtet.
Die Sonne geht, das Abendrot kommt, wird immer intensiver und spiegelt sich in den fast leergelaufenen Wattflächen.
Letzte Vogelschwärme ziehen in ihre Schlafquartiere, ein einsamer Radler hält auf dem Deich und schaut, wie ich, der Sonne nach.
Glutrot verabschiedet sich dieser Tag in die Nacht.
Durchgefrohren aber tief bewegt und glücklich verabschiedete auch ich mich vom Meer, vom Deich und von dem Tag.
„Pflücke Dir Dein Glück selbst!“ wäre ein schöner Untertitel für das Verkaufsschild gewesen.
In diesem Sommer hat mich ein Blumenfeld beglückt. Fast jeden Tag bin ich an ihm vorbeigekommen und jedes Mal hat mich der Anblick begeistert.
Dabei kann ich nicht mal behaupten, dass ich ein Gladiolen-Fan bin. In meinem Garten befinden sich keine.
Aber so dicht an dicht und in dieser Farbvielfalt sehen sie prächtig aus. Von Weiß bis Schwarz-Lila, von Zart-Rosa bis Dunkelrot und all die Pink-Töne dazwischen. Die Natur hat tief in den Farbtopf gegriffen.
Gepflückt habe ich keine, nur Fotografiert. Und ein paar Zwiebeln, die schon rausgerissen waren, gemopst. Die werde ich im nächsten Frühjahr bei mir im Garten einbuddeln.
Welche Farbe sie haben werden? Ich weiß es nicht.
Das wird eine Überraschung werden und vielleicht sogar der Beginn einer Leidenschaft.
Ein naturnaher Garten liegt ja voll im Trend. Immer mehr Garten-Besitzer haben erkannt, dass der englische Rasen und die ordentlich gejäteten Beete voller Stauden mit gefüllten Blüten unsere Bienen verhungern lassen.
Mein Garten war schon immer „natur-nah“; man könnte ihn sogar „verwildert“ nennen. Das hatte in der Vergangenheit weniger mit meiner Liebe zu den Insekten, sondern eher mit seiner Größe und meiner Zeit zu tun.
In diesem Jahr blühte der Löwenzahn bevor der Rasenmäher ihm die Köpfchen rasieren konnte. Und weil das so hübsch aussah, das Meer der gelben Blüten, blieben sie stehen. Jetzt habe ich ein Meer von Pusteblumen in hohem Gras.
Sogar die Akelei wird in vielen Vorzeige-Gärten als Unkraut bekämpft. Bei mir darf sie wachsen und blühen, wo immer sie möchte. Ich liebe diese elfenartigen Geschöpfe, die sich selbst aussäen und immer neue Formen und Farben kreieren.
Somit wird es im nächsten Jahr wieder viele neue Akelei-Pflänzchen geben. Und der Löwenzahn hat auch eifrigst an seiner Verbreitung gearbeitet. Mich stört das nicht und die Bienen freut’s!
Gibt es etwas Schöneres als Garten im Mai? Wenn die Farben um die Wette leuchten und das Grün noch frisch und saftig aussieht. Ich kann mich nicht satt-sehen an den Mohn-, Flieder- und Tulpen-Farben, an der Kirschblüte und jetzt an der Apfelblüte.
An den Tulpen habe ich meine besondere Freude, denn über’s Jahr hinweg habe ich meist vergessen, wo die Tulpenzwiebeln stecken. So überrascht mich mein Garten immer wieder auf’s Neue.
Auch meine Rosen sehen in diesem Frühjahr kräftig und gesund aus, sie sind mit Knospenansätzen übersät. Ich bin schon jetzt gespannt, welche Rose diesmal das Rennen macht und Ihre erste Blüte zeigt.
Es ist sicher nicht die Frage aller Fragen, aber man könnte sie ja trotzdem stellen: Was macht eine Graugans so den ganzen Tag? Im April besteht ein grosser Teil des Gänse-Alltages aus Brüten.
Zwischendurch und ab und zu wird ein wenig geschwommen, getaucht und geschnattert.
So viel Bewegung macht hungrig. Gans watschelt ganz gemächlich das Ufer hinauf um ein wenig vom frischen, grünen Gras zu zupfen.
Nach der Mahlzeit sollst Du ruhen oder, wenn Du eine Gans bist, kräftig die Flügel ausschütteln…
…um Dich anschliessend ausgiebig zu putzen. Unter dem Bauch, zwischen den Rückenfedern und auf dem Kopf. Es juckt aber auch überall.
Dann wird es Zeit zurück zu paddeln. Die Gattin wartet sicher schon sehnsüchtig.
Und schon wären wir wieder bei der Hauptbeschäftigung einer Graugans im April. Beim Brüten. (Und zum Glück hat keine Schildkröte das Nest besetzt. Gibt’s nicht? Doch, schaut mal hier: Linsenfutter)
Bei meinem nächsten Besuch im Katinger Watt gibt es dann sicher zu sehen, was da so geduldig ausgebrütet wurde. Ich bin sehr gespannt.
Kaum einer unserer Küstenbewohner ist so markant wie der Säbelschnäbler mit seinem säbelartigen Schnabel und den langen Beinen. Selten trifft man nur einen dieser Vögel. Sie brüten in Kolonien und leben in einer saisonalen Ehe.
Säbelschnäbler-Kolonie im Katinger Watt
Und wie ein alt vertrautes Ehepaar staksen sie, Seite an Seite, durch’s seichte Wasser. Oder sie suchen, dicht aufeinanderfolgend aber trotzdem mit gleichlaufenden Bewegungen, ihr Nistmaterial.
Gerade so, als würden sie an ihrer Synchronchoreographie feilen.
Ein schnelles Bad zwischendurch ist schon erlaubt, nur wenn ein Dritter diese Harmonie stört, dann gibt es echten Streit.
April, Mai, Juni, das sind für mich die schönsten Monate im Jahr. Nicht nur, dass die Natur erwacht, es überall grünt, wieder warm wird und die Tage länger. In diesen Monaten ist auch die Brutzeit vieler Küstenvögel, die ihren Nachwuchs bei uns an der Nordseeküste großziehen werden.
Das Katinger Watt, mit seinen weiten Wiesen- und Wasserflächen, ist eine der artenreichsten und landschaftlich reizvollsten Kinderstuben. Es liegt quasi vor meiner Haustüre und doch ist es schon erstaunliche zwei Jahre her, dass ich dort die kleinen Graugänse beobachtet habe. Warum eigentlich?
Vogelbeobachtungshütten im Katinger Watt
Vor meiner ersten Entdeckungstour in die Welt der Graugänse hatte ich mir ein sündhaft teures Tele-Zoom gekauft und tatsächlich ein paar schöne Szenen einfangen können. Doch das Objektiv und ich wurden keine Freunde; zu groß, zu schwer, zu umständlich. Es landete in der sprichwörtlichen Ecke.
Aber das Thema wollte und will mich nicht loslassen. Begeistert (und ein wenig wehmütig) folge ich Tanja oder Cindy und Ihren faszinierenden gefiederten Bildern. Oder Linsenfutter. Und bei Linsenfutter lief sie mir über den Weg. „Das ist es!“, wusste ich sofort.
Das ungeliebte Tele ließ sich verkaufen und eine P900 wurde bestellt.
Katinger Watt – geschützter Brutraum für viele Vögel
Säbelschnäbler – immer synchrohn
Nonnengans – immer hungrig
Jetzt konnte ich es kaum erwarten, wieder auf Vogelfang zu gehen. Am ersten sonnigen Nachmittag ging’s los.
Die Vogelbeobachtungshütten liegen nicht weit vom NABU Naturzentrum Katinger Watt. Man parkt am besten am Zentrum und läuft dann den Deich hinauf und ein Stück über die Schafswiesen. Von dort führt ein schmaler Weg zwischen zwei hohen Erdwällen direkt zu den Hütten.
Herr Schnatterente schüttelt sich das Wasser aus den Federn
In den Hütten trifft man neben Vogelfreunden mit Fernglas auch auf den passionierten Naturfotografen, der in tarnfarbener Outdoor-Kleidung seine „lange Tüte“ samt Stativ vor einer der Schiebeluken positioniert. Im Raum nur gedämpftes Flüstern, kaum hörbares Summen der Zoom-Motoren, diffuse Lichtfetzen, die durch die Holzspalten einfallen.
Und ich mittendrin, in rotem Hemd und mit lautem Klick-Klick. Herrjeh…
Familie Graugans
„Eine P900?“, spricht mich plötzlich ein Herr an, der gerade seine Kamera neben mir auspackt. „Darf ich ihnen zeigen, wie Sie das Klicken ausstellen können?“, flüstert er fragend und hat meine Kamera schon in der Hand.
„Ich habe sie ganz neu“, entschuldige ich mich und beschließe, das jetzt nicht peinlich zu finden.
Silberreiher mit gelbem Schnabel
Reiher-Ente : Vorlage der Quietscheente
Flussregenpfeifer – Vogel des Jahres 1993
„Ach, sie fotografieren im Automatikmodus?“, fragt er weiter, nachdem er meine Kamera auf lautlos gestellt hat. „Für Vogelaufnahmen würde ich…“, und schon erhielt ich einen kompakten Einführungskurs in meine neue Kamera.
Der freundliche Herr schob mir dann noch seine Visitenkarte hin. Falls ich noch Fragen hätte. Wie nett!
Ein paar Minuten später hörte ich ein leises „Mist, Speicherkarte voll!“ und der freundliche Natur-Fotograf René Schaack verabschiedet sich. Sieh an, auch der Profi hat mal eine Panne!
Der schlafende Schwan
Mein Speicherplatz reichte locker für eine stattliche Ausbeute von über 300 Graugans-, Säbelschnäbler- und Entenbildern.
Nach der ersten Durchsicht sollten so bummelige 100 Fotos übrig bleiben, ein Viertel davon wird es wohl in den Blog schaffen. Kein zu schlechter Schnitt, finde ich.
Die Graugans – sehr fotogen und eines meiner Lieblingsmotive
Und ich habe eine Menge Neues gelernt und gesehen. Ich habe den Flussregenpfeifer kennengelernt (der kleine Piepmatz mit den gelben Augenringen), meinen ersten Silberreiher fotografiert und eine Schatterente – ja, die gibt es wirklich, die heißt tatsächlich so – beim Trockenschütteln erwischt.
Nur der Haubentaucher, der war mir abgetaucht. Plötzlich war der Sucher leer und ich konnte ihn nicht wiederfinden. Wie schade. Aber Spass hat es trotzdem gemacht!
07:00 Uhr Frühstück, 08:00 Abfahrt Büro, 08:30 Meeting, 12:30 Business-Lunch, 13:00 Meeting, 17:30 Abfahrt Hotel, 19:00 Abendessen… so, oder so ähnlich sieht wohl der Zeitplan vieler Dienstreisen aus. Da macht es kaum einen Unterschied, ob sie nach Dinslaken oder Barcelona führt.
Wäre da nicht diese eine Stunde vor dem gemeinsamen Abendessen. In dieser Stunde kann man seine elektronische Korrespondenz erledigen oder die Gegend ums Hotel erkunden. Glücklich ist, wer dann die Natur vor der Hotel-Eingangshalle hat und sich gegen den Laptop entscheidet.
Meine Stunde führte mich an die Erdre, ein Fluss in Frankreich, der bei Nantes in die Loire mündet. Am Ufer der Erdre befinden sich zahlreiche Herrenhäuser, Parks und Schlösser, sehr typisch für die Region Pays de la Loire, und eines dieser altehrwürdigen Gemäuer war bereits vom Hoteleingang zu sehen, das Château de la Gascherie.
Nach Quartalszahlen, Jahresrück- und Ausblicken tut Natur gut, erdet wieder und lässt – entschuldigt den abgedroschenen Ausdruck – den Kopf frei werden. Am Ufer eines Flusses fließen auch die eigenen Gedanken, zurück an die Flüsse der Kindheit, um Kontinuität und Wandel oder einfach dem Meer entgegen.
Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen – unvermögend, aus ihr herauszutreten, und unvermögend tiefer in sie hineinzukommen.
Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermüdet sind und ihrem Arme entfallen.
Sie schafft ewig neue Gestalten, was da ist, war noch nie, was war, kommt nicht wieder – alles ist neu, und doch immer das Alte. Wir leben mitten in ihr und sind ihr Fremde.
Sie spricht unaufhörlich mit uns und verrät uns ihr Geheimnis nicht. Wir wirken beständig auf sie und haben doch keine Gewalt über sie.
Sie spielt ein Schauspiel: ob sie es selbst sieht, wissen wir nicht, und doch spielt sies für uns, die wir in der Ecke stehen. Es ist ein ewiges Leben, Werden und Bewegen in ihr, und doch rückt sie nicht weiter.
Sie verwandelt sich ewig, und ist kein Moment Stillestehen in ihr. Für`s Bleiben hat sie keinen Begriff, und ihren Fluch hat sie ans Stillestehen gehängt.
Gedacht hat sie und sinnt beständig; aber nicht als ein Mensch, sondern als Natur. Sie hat sich einen eigenen allumfassenden Sinn vorbehalten, den ihr niemand abmerken kann.
Die Menschen sind alle in ihr und sie in allen. Mit allen treibt sie ein freundliches Spiel und freut sich, je mehr man ihr abgewinnt.
Aus: Die Natur – Johann Wolfgang von Goethe –
Veröffentlicht: 1782/83 im Journal von Tiefurt
Ja, ich habe ihr eine Freude bereitet, der Natur, in der Stunde am Fluss.