Flaute auf der Förde

Zum Segeln braucht man Wind, nicht zu viel Wind aber vor allem nicht zu wenig Wind. Flaute, also absolute Windstille, das Fehlen jeglichen Windes, ist der Feind des Seglers.

Genau so einen Tag habe ich erwischt, für einen Segeltörn auf der Kieler Förde. Anlässlich der Kieler Woche kommen viele Segelschiffe nach Kiel und bieten kurze Törns zum Mitsegeln an. So auch die „Albertha“, ein unter holländischer Flagge laufender, alter Traditionssegler mit der wir zunächst unter Motor ablegten.

Klar, der Skipper hat trotz Flaute die Segel setzen lassen. Man will den Gästen an Bord ja was bieten, sie die Segel hochkurbeln lassen, halbe Schläge und andere Seemannsknoten üben lassen, Seefahrerromantik erleben lassen. Und dann dümpelten wir mit 0,2 Knoten (ob vorwärts oder rückwärts war nicht ganz klar) im Wasser; die Quallen überholten uns.

Ein magischer Moment beim Segeln ist die Einkehr der Stille. Das Tuch steht im Wind, die Arbeit ist getan, der Motor geht aus und es kehrt Stille ein. Man hört nur noch das Schlagen der Wellen an den Bug und gleitet sonst lautlos durchs Wasser. Das ist Segeln; das setzt bei mir eine Gefühlsmischung aus Freiheit, Sehnsucht und Abenteuerlust frei. Da kommt keine noch so aufgemotzte Motorjacht mit.

Ist der Motor aus, wird es auch unter den Mitseglern still. Die letzten Gespräche über Alltag oder Job verstummen, man schaut aufs Wasser, kommt runter und hängt seinen ganz eigenen Gedanken nach. Das funktioniert sogar zur Kieler Woche auf der Förde, trotz Partymeile, Schiffsgewusel und, ach ja, trotz Flaute.

Die Kieler Woche von einem Segler aus zu erleben ist schon was Besonderes. Man ist dem Treiben auf dem Wasser viel näher, gehört irgendwie dazu. Ich glaube, unter Seglern herrscht eine ähnliche Seelenverwandtschaft wie unter Campern oder Kleingärtnern. So eine Seglerseele habe ich auch und wenn wir auch nicht wirklich Segeln konnten, fühlte es sich doch so an.

Nur der Vollständigkeit halber möchte ich es noch erwähnen: am nächsten Tag hatten wir ihn wieder, unseren ganz normalen täglichen Wind.

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