Nass, kalt, windig, grau – wer behauptet eigentlich, der November bringt den Blues? Ich finde ja unser Januar, jedenfalls der hier oben an der Nordsee, läuft dem Ruf des Nebelmonats gerade den Rang ab. Rausgehen ist nur noch was für hartgesottene Wetterignoranten.
Also schwelgen wir doch einfach mal in Erinnerungen und schippern nach Helgoland. So geschehen im August letzten Jahres.
Ich glaube, ich hab’s schon mal geschrieben: wer Helgoland erleben möchte, sollte versuchen, wenigstens zweimal zu Übernachten. Denn erst wenn die Tagesgäste wieder mit den Schiffen auf dem Heimweg sind, wird’s ruhig und man spürt das wahre Inselfeeling. Abends ist man auf Helgoland unter sich.
Übernachten hat aber nicht nur am Abend Vorteile, auch der nächste Morgen beginnt ruhig und entspannt und ist die beste Zeit, um die Kegelrobben auf der Düne zu besuchen. Die kleine Dünenfähre ist noch weitgehenst leer, der Strand auf der Düne sowieso.
Das scheinen auch die Kegelrobben zu wissen, denn sie liegen, wie die Perlen auf der Schnur, an der Wasserkante und dösen genüsslich vor sich hin.
Mal grunzt eine, mal juckt es einer anderen irgendwo, mal wird ein Auge riskiert. Gäste halten mindestens 30 Meter Abstand, so ist die Regel, und wenn sich jeder daran hält, wird die Fluchtdistanz der Robben nicht unterschritten und man kann sie wunderbar beobachten.
Möwen kennen keine Regeln, aber Robben kennen Möwen und lassen sich von den lauten, quirligen Wasservögeln nicht aus der Ruhe bringen.
Auf der Düne unterscheidet man den rauen Nordstrand, der als sehr „robbensicher“ gilt, und den deutlich seichteren Südstrand, der hauptsächlich von Badegästen frequentiert wird. Aber auch am Südstrand tummeln sich die Robben regelmäßig.
Hier wird von den Rangern besonders darauf geachtet, dass die Tiere nicht gestört werden und auch schon mal Flatterband eingesetzt, um uneinsichtige Badegäste auf Abstand zu halten.
Kegelrobben sind niedlich anzusehen, mit ihren dunklen Knopfaugen, aber man sollte nie vergessen, es sind Raubtiere.
Auf der Niedlichkeitsskala ganz oben rangieren ja die kleinen Robbenbabys. Sie werden tatsächlich im Dezember und Januar geboren und liegen dann noch schwimmunfähig am Nordstrand der Düne. Ohne die Robbenkinderstube unnötig zu stören, haben Besucher dann einen guten Blick von den eigens eingerichteten Aussichtsplattformen.
Und wenn die letzte Dünenfähre im Winter bereits um 16 Uhr Richtung Hauptinsel ablegt, gehört die Düne wieder ganz den Kegelrobben und ihrem niedlichen Nachwuchs.
Wer gerne die süßen Robbenkinder beobachten möchte, kann in den Wintermonaten nur mit der Fähre von Cuxhaven nach Helgoland übersetzen. Alle anderen Fährverbindungen haben Winterpause.
Ich werd’s in diesem Winter wohl nicht mehr schaffen, aber so ein Besuch steht ganz oben auf meiner Liste.