Schiff Ahoi – Pötte gucken in Brunsbüttel

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Brunsbüttel ist für mich ein wenig wie Bielefeld. Klar, die Kanalschleusen von Brunsbüttel sind ein Begriff, die dicken Pötte, die dort in die Elbe oder Richtung Ostsee geschleust werden, auch.

Sogar die Postleitzahl von Brunsbüttel ist mir geläufig (seit der Kabarettist Christoph Weiherer dazu aufrief, an der Supermarkt- Kasse immer mit 25541 zu antworten).

Aber die Stadt Brunsbüttel selbst? Gibt es die auch?

Ja, doch, und man könnte fast sagen, Brunsbüttel gibt es sogar zweimal, denn der Nord-Ostsee Kanal schneidet die Stadt in zwei Teile, in Brunsbüttel Nord und Süd.

Und wer nun nach Brunsbüttel Süd möchte und aus dem Norden kommt, der muss erst einmal über den Kanal. Bei Ostermoor gibt es eine Fähre, die, je nach Bedarf auch im Minuten-Takt, Fahrzeuge und Personen kostenlos auf die gegenüberliegende Seite schippert.

Man kann natürlich auch die Kanal-Brücke nehmen, aber die kurze Fährfahrt ist die deutlich charmantere Variante für einen Sonntagsausflug.

Zum Pötte gucken lässt man die eigentliche Stadt tatsächlich auf der anderen Kanalseite liegen und parkt am besten gleich an den Kanal-Schleusen in Süd. Von dort sind es nur ein paar Schritte zur Schleuseneinfahrt und man taucht fast unmittelbar ein in die maritime Szenerie.

Die Lotsenboote, zwei sind sogar benannt nach den Kreisen Dithmarschen und Steinburg, kreuzen geschäftig hin und her. Insgesamt vier Leuchttürme weisen den Schiffen ihren Weg.

Besonders reizvoll ist der kleine schwarz-weiße Turm am Ende der südlichen Mole. Er zeigte, genau wie sein rotes Pendant auf der nördlichen Mole, schon bei der Einweihung des Kanals 1895 sein Licht für die durchfahrenden Schiffe.

Man kann ihn zu Fuß umrunden und hat vom Molenkopf aus einem herrlichen Blick in die Elbmündung. Den dicken Pötten, deren Konturen zahlreich am Horizont auszumachen sind, ist es auf den ersten Blick nicht anzusehen, ob sie kommen oder fahren.

Ein dritter Backstein-Leuchtturm wurde 1992 durch den griechischen Holzfrachter Pallas trotz Lotsen- und Schlepperhilfe so stark gerammt, daß er abgerissen werden musste. Nach der Reparatur der Mole wurde ein Stahlturm aufgestellt.

(Es war übrigens genau die Pallas, die jetzt im Herbst vor 20 Jahren in Brand geriet, vor Amrum strandete und eine schreckliche Ölpest im Wattenmeer verursachte).

Ein wahrlich glückloses Schiff.

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Wir waren an diesem Sonntag nicht glücklos, auch wenn es sich jenseits der Elbe schon fast bedrohlich zuzog. Auf unserer Elb-Seite schien immer noch die Sonne, war der Himmel immer noch blau.

Nur der Ostwind kam so eisig daher, dass es einem die Tränen in die Augen trieb.

Ach, wie gerne hätte ich mich auf eine der Deich-Bänke gesetzt, noch ein wenig Schiffchen geschaut und von der weiten Welt geträumt.

Aber mit tränenden Augen träumt es sich schlecht.

Wenn man jedoch Schaf ist, in Brunsbüttel, dann kann man den ganzen Tag Pötte gucken und von der weiten Welt träumen.

Alle Nicht-Schafe können sich auf dem Rückweg in Gudendorf im Dithmarscher Gänsemarkt bei einer frischen Waffel mit heißen Pflaumen und einem Diplomatenkaffee (Eierlikör macht den Diplomaten) aufwärmen.

Früh genug dunkel wird es ja jetzt für das vorweihnachtliche Ambiente in der Gänse-Scheune.

 

Glückstadt – perfekt für einen Wochenend-Trip

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Gesucht wird ein Ort, der so ungefähr den gleich langen Anfahrtsweg von der Westküste wie aus dem Osten Hamburgs hat, schön zum Laufen ist und genug Abwechslung für ein nettes Mädelswochenende bietet. Unsere Wahl fiel auf Glückstadt an der Elbe.

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Laut Wettervorhersage erwartete uns ein trübes Februarwochenende, das sich aber noch aufhellen sollte. Als Quartier suchten wir uns eine schnuckelige Ferienwohnung inmitten der Stadt, am Jungfernstieg, kein 5 Minuten vom Hafen entfernt. Schon der Kontakt zur Vermieterin war so nett, dass wir mit viel Vorfreude anreisten.

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Fährt man nach Glückstadt und kommt nicht mit der Fähre aus Wischhafen, muss man erst mal durch die Wildnis. Aus Richtung Norden durch die Blomsche, aus Richtung Osten durch die Engelbrechtsche.

Das Vorland an der Elbe, vor Jahrhunderten noch nicht eingedeicht und immer wieder Überflutungen ausgesetzt, wurde Wildnis genannt. Wildnis oder Wüstenei, was sich heute noch in den ungewöhnlichen Ortsnamen der Glückstädter „Vororte“ widerspiegelt.

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Zur Entstehung Glückstadts und seines Namens weiß Wikipedia folgendes:

Glückstadt wurde 1617 von Christian IV. (König von Dänemark und Norwegen und Herzog von Schleswig und Holstein) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Der Ort sollte eine uneinnehmbare Festungs- und Hafenstadt an der Unterelbe werden. Der Name Glückstadt und die Fortuna im Wappen standen sinnbildlich für diesen Plan: „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!“

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Beherrscht wird das Stadtbild von dem Binnenhafen und seinen zahlreichen, historischen Gebäuden. Ein wenig holländischen Ursprunges mutet die Silhouette der nördlichen Hafen-Bebauung an.

Und da die Welt ja bekanntlich klein ist, habe ich sogar eine alte Bekannte getroffen. De Albertha, der holländische Traditionssegler, mit dem ich auf der Kieler Förde in der Flaute steckte. Die Albertha vor den hübschen Giebeln Glückstadts, die niederländische Illusion nahezu vollendet.

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Der Fährhafen Glückstadts liegt stromabwärts etwas nördlich vom Binnenhafen und dem Stadtkern, einen guten Nachmittags-Spaziergang entfernt. Schon von der Binnenhafenmole aus sieht man die Anlegerbrücke in der Ferne. Der Weg führt vor dem Elbdeich mit schönem Blick auf die Elbe entlang.

Läuft man um den Binnenhafen herum und dann elbaufwärts, entfernen sich Weg und Deich immer weiter vom eigentlichen Elbufer. Man braucht etwas Entdeckergeist um den kleinen Trampelpfad zum Wasser zu finden.

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Die mit Granitsteinen befestigte Uferstelle ist winzig und gut versteckt, die Aussicht grandios. Elbaufwärts schaut man in die Weite, elbabwärts der Blick auf die Binnenhafeneinfahrt.

Gegenüber liegt die unbewohnte, grüne Insel Rhinplatte im Elbstrom und dahinter schemenhaft die dicken Pötte in der Fahrrinne. Und die untergehende Sonne, es sollte ja aufklaren!

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Die Elbe plätscherte sanft an die Steinkante, das Sonnenlicht glitzerte auf der leicht gekräuselten Wasseroberfläche, sonst war kein Laut zu hören, kein Mensch zu sehen. Kennt Ihr das auch, am perfekten Ort zu sein und mal wieder keinen Prosecco, Käse oder Baguette dabei zu haben?

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Aber auch ohne die italienisch-französische Krönung idyllischer Orte, und trotz nur ein paar bummeliger Grad über Null, war die halbe Stunde Sonnenuntergang am Elbstrand ein sommerlich gefühlter Kurzurlaub; für Seele und Sinne.

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Und somit wäre der Beweis erbracht: Glückstadt macht auch im Februar glücklich.