Abendstimmung am Meer – mit dem Licht gespielt

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Wenn die Sonne abends an der dänischen Nordseeküste untergeht und ihr Weg ins Meer nicht wolkenverhangen ist, dann taucht sie die Dünen und den Strand in ein ganz besonderes Licht.

Dann leuchtet das trockene Dünengras bernsteinfarben (so wir die Heideflächen und die Kuschelkühe am Morgen im Sonnenaufgang geleuchtet haben). Ein warmes, zärtliches Licht, das die Seele streichelt.

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Der Strandsand, der am Mittag noch hellweiß in der hochstehenden Sonne erstrahlte,  schimmert in einem warmen, erdigen Braun, das Meer glitzert stählern Blau in den tief einfallenden, letzten Sonnenstrahlen.

Das Licht am Abend zeichnet Bilder, die so wunderschön wie vergänglich sind.

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Letztes Jahr im Januar hatte ich eine Woche lang vergeblich auf einen Sonnenuntergang mit Abendrot gehofft.

In diesem Februar, in dem ich wieder in Bjerregaards Nordseedünen eine Auszeitwoche genießen durfte, hat die Sonne gleich am ersten Abend Versäumtes nachgeholt.

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Es macht mir nicht viel aus, bei Sturm oder Kälte, dick eingepackt, am Strand zu laufen. Vermeintlich schlechtes Wetter, dunkle Wolken, ja sogar ganz dunkle Tage, können dem Meer die Faszination nicht nehmen.

Auch ohne Urlaub gibt es Tage, an denen ich nicht „trotz“, sondern „wegen“ des Wetters noch mal an den Strand fahre. An solchen Tagen ist man fast allein mit der tosenden See und dem peitschenden Wind. Auch wenn es etwas abgedroschen klingen mag, das macht den Kopf so herrlich frei.

Aber zugegeben, Licht und Sonne sind doch schöner. Wenn die letzten Strahlen der Sonne auf dem Meer tänzeln und glitzern, wenn das Licht mit Farbe spielt, es langsam immer dunkler und funkelnder wird, dann werde auch ich tänzelnd leicht und schwebe in die Nacht.

Abstimmung am Meer kann mich mit einem ganzen Tag versöhnen (auch wenn das meistens garnicht nötig ist).

Dabei ist es (fast) egal, ob ich mit nackten Füssen im noch warmen Sand stehe oder mit klammen Fingern die Kamera halte. Und vielleicht werdet ihr mir das nicht so recht glauben wollen, aber ich habe mich auch schon in Sonnenuntergängen verloren, ohne sie „einfangen und abspeichern“ zu wollen.

Die Stimmung, das Licht, die Bilder einfach nur in mir aufgenommen und wirken gelassen. Ganz ohne ein einziges Foto.

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Abendstimmung am Meer. Das ist für mich der finale Paukenschlag eines Tages, der noch lange nachhallt, immer leiser schwingt bis der letzte Ton verstummt. Bis die Sonne im Meer versinkt.

Ein Tag geht – Abendstimmung am Eidersperrwerk

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Die Tage werden merklich kürzer, die Sonne verabschiedet sich täglich etwas früher.

Ich mag diese Zeit im Jahr, in der man nach getaner Arbeit noch die letzten Sonnenstrahlen und dann die aufkommende Abendstimmung am Wasser genießen kann.

Auch wenn die Sonne kaum noch wärmt, Ihr helles Licht hebt noch einmal die Stimmung, lässt noch einmal kurz ein Sommergefühl aufflackern.

Ganz langsam schickt sie den Tag auf die Reise, übermalt Vitalität mit Gemütlichkeit, Lebensfreude mit wohliger Melancholie.

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Je weiter die Sonne sinkt, umso weicher werden die Konturen und umso wärmer erscheint das Licht.

Der eben noch stahlblaue Himmel färbt sich langsam hellblau bis grau, in den Wolken schimmern die letzten Sonnenstrahlen in einem milchig-gelben Farbton. Das Wasser glitzert silbrig.

Der Tag verneigt sich vor dem Abend.

Zwei Krabbenkutter kommen vom Fang zurück. Vielleicht war es ein guter Tag für sie.

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Mit dem Blick übers Wasser lasse auch ich meinen Tag Revue passieren. Es war kein besonderer Tag, nur ein Alltag, aber auch kein schlechter.

„Dann war es wohl ein guter Tag“, beschliesse ich.

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Das ablaufende Wasser kräuselt sich lautlos und gelbschimmernd auf seinem Weg in den Priel, fließt dem Horizont entgegen.

Ein paar Enten lassen sich im Priel treiben, suchen sich Schlafplätze auf dem trocken fallenden Watt.

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Ein einsamer grauer Herr steht regungslos im seichten Wasser, schaut dem Tag hinterher, scheint fast vor der Nacht zu frösteln.

Bei meinem zweiten Blick in seine Richtung hat er sich von der untergehenden Sonne abgewendet, hebt langsam ein Bein und – ich hätte es ahnen können – fliegt mit weiten, kraftvollen Flügelschlägen in den Abendhimmel.

Ich habe es nicht geahnt, bin viel zu langsam gewesen. Mein letztes Bild von Ihm zeigt den leeren, grauen Himmel.

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Dann legt sich ganz friedlich die Nacht über den Tag, es wird still. Auch ich werde innerlich still, lasse mich mitnehmen vom schwindenden Licht.