Kulissenwechsel – von Coronado nach Colorado

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Unter mir erstreckte sich braunes, verdorrtes Steppengras, soweit mein Blick aus dem kleinen Kabinenfenster reichte. Der United Flug aus San Diego setzte zur Landung in Denver an.

Die Fahrt zum Hotel führte mich durch dieses Braun, der graue Himmel hing tief, die Luft war irgendwie dünn (Denver liegt auf 1600 Meter über dem Meeresspiegel) und es nieselt. Krasser konnte ein Kulissenwechsel nicht ausfallen.

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Das Hotel, in dem ich für diese Woche meine Koffer auspacken sollte, lag in einem Hotel-Park, gleich neben einem Restaurant-Park, gleich zwischen zwei breiten Highways.

Die unerschöpfliche Weite der einstigen Prärie am Fuße der Rocky Mountains hatte vermutlich dazu verleitet, einfach da zu bauen, wo gerade Platz war.

Hinter meinem Hotel gab es so ein Stückchen Prärieland und da leben sie noch, die Präriehunde. Putzige kleine Wesen mit dickem Po und dünnem Schwanz, die frech aus Ihrem Bau schauen.

Der Radweg US 36 Bikeway führt dort entlang, die kleinen Männchen haben sich an die vorbeisausenden Räder gewöhnt. Sie blieben völlig unbeeindruckt.

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„Alarm!“

Jogger stören sie auch nicht, Spaziergänger (davon scheint es nicht so viele zu geben) werden schon misstrauischer beobachtet. Bleibt man jedoch stehen, wird Alarmstufe Rot ausgerufen.

Dann ertönt ein aufgeregtes Bellen, alle huschen so schnell wie möglich in ihren Bau, um unvermittelt wieder neugierig über den Rand zu schauen. Der Alarmgeber warnt immer noch ganz aufgeregt, so lange, bis ich endlich weitergehe. Die Lage entspannte sich wieder.

Präriehunde können nur in unberührtem Prärieboden bauen und leben (werden zwar somit nicht zur Plage schicker Vorgärten), aber ihr Lebensraum schrumpft stetig. Ein typisches Ur-Einwohner Schicksal.

Am Fuße der Rocky Mountains liegt auch Boulder, eine hippe Universitätsstadt mit Fußgängerzone, vielen Fußgängern, Straßenmusikern, (Marihuana-Läden) und dem Boulder Book Store (Boulders größter unabhängiger Buchladen). Dort habe ich mich mit Tanja getroffen.

Liebe Tanja, nochmal vielen Dank für die Fotos

Ich kannte Tanja nur von Ihrem Blog Tanja Schimmel – lebt und schreibt am Fusse des Pikes Peak. „Du erkennst mich an einem roten Tuch“, schrieb Sie und ich war sehr gespannt auf unser „Blind Date“.

Es wurde ein total netter Abend im Boulder Dushanbe Teahouse  (das Teehaus ist ein Geschenk Tadschikistans anlässlich einer Städtepartnerschaft zwischen Boulder und der Tadschikistanischen Hauptstadt Duschanbe), der viel zu kurz für all das war, was wir uns zu erzählen hatten.

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Und noch ein glücklicher Zufall führte mich gleich am nächsten Tag wieder Richtung Boulder, ins Boulder Reservoir, ein fast 3000 qm großer Stausee, der von der Stadt Boulder als Wasserversorgung betrieben und als Freizeitpark genutzt wird. Dort fand unser Firmen-Sommerfest satt.

Bei erbarmungslosen 40 Grad und fast wolkenfreiem Himmel bedauerte ich es sehr, meine Badesachen nicht mitgenommen zu haben. Aber immerhin hatte ich mich nicht zum Volleyball-Turnier angemeldet.

Das wenigstens war sehr weise gewesen.

Mich zog es also (wen wundert’s?) ans Ufer des Sees.

Dort planschte ich mit den Füssen im kühlen Wasser, schaute den Freizeit-Paddlern bei ihren Paddelübungen zu und wusste plötzlich, was ich in Colorado vermissen würde:

den Wind, die Wellen und das Meer.

12 Gedanken zu “Kulissenwechsel – von Coronado nach Colorado

  1. Sehr schön geschrieben und tolle Fotos, liebe Ulrike! Die Präriehunde gucken ja richtig keck. Goldig!

    Ich finde es super, andere Blogger, die man gefühlt schon ewig „kennt“, auch mal persönlich kennenzulernen. Undine von „undiversell“ und ich hatten letzten Sommer die Gelegenheit. Wir hatten unsere Liebsten mit dabei – quasi ein Blind-Date zu viert – und erinnern uns noch immer gern an den netten Sommerabend in Warnemünde 🤗

    Liebe Mittwochsgrüße, Martina

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    1. Liebe Martina, ich fand es auch super und spannend. Und toll, dass Du Undine getroffen hast. Warnemünde – lass mich raten: Ihr lagt im Hafen dort? Bei unserem Ausflug nach Flensburg letztes Jahr hab‘ ich auch in jedem Jachthafen nach der elbkind Ausschau gehalten… 😉 Eine schöne Restwoche, Ulrike

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      1. Liebe Ulrike, fast richtig geraten – wir lagen in Rostock Hohe Düne, dem Yachthafen mit dem Charme einer italienischen Eisdiele. 😜Deshalb sind wir auch so oft wie möglich mit der kleinen Fähre rüber nach Warnemünde gefahren.

        Schade, dass wir uns in Flensburg nicht begegnet sind, ab und zu sind wir ja dort und liegen dann traditionell im Stadthafen, am Gästesteg direkt vor der Beach Bar. Ein bisschen Halligalli ist ja zwischendurch auch mal ganz nett. 🤗

        Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir!
        Ganz liebe Grüße, Martina

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  2. Liebe Ulrike, was für schöne Bilder von einer Landschaft, die so ganz anders ist als unser Norddeutschland. Toll, wenn man die Welt entdecken kann. Wie schön für uns, dass wir daran teilhaben können. Ja, andere Blogger in natura kennenzulernen, macht sehr viel Spaß. Das kann ich nur bestätigen. LG Undine

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    1. Liebe Undine, Du sagst es: es gibt so viel zu entdecken und jede Landschaft hat ihren eigenen Charme. Vieles lernt man bei Bloggen kennen und einiges in nature (Blogger eingeschlossen 😉 ). Das ist dann besonders schön! LG Ulrike

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  3. Liebe Ulrike,
    ich danke Dir herzlich für die nette Erwähnung. Ich bin so froh, daß es mit unserem Treffen geklappt hat. Daß dir das Meer und die Wellen auf Dauer fehlen würden, überrascht mich nicht (warum wohl?😀). Allerdings darfst Du nicht vergessen, daß auch Colorado einst von einem riesigen Meer bedeckt war. Das dürfte doch auch ein wenig Gewicht haben, oder?!
    Die Präriehunde hast Du toll getroffen. Ich sehe sie fast täglich, und bin total in sie verliebt. Das mit den Ureinwohnern hast Du gut gesagt, doch das ist heute wie damals tragisch. Wir lernen irgendwie nie dazu.
    Ich hoffe, daß die Hitze und Trockenheit während Deines Besuches Deine Eindrücke nicht zu sehr verschlechtert haben. Wenn Du mal wieder nach Colorado kommst, sehen wir uns hoffentlich wieder!
    Ganz herzliche Grüße,
    Tanja

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    1. Liebe Tanja, oh ja, Ureinwohner-Schicksal ist tragisch und in die Präriehunde habe ich mich auch verliebt. Die sind einfach nur putzig. Und Eure Berge in Colorado wiegen das fehlende Meer doch locker auf 😉 Einen neuen Colorado-Termin habe ich nicht, aber manchmal geht es schneller als man denkt – und klar werde ich mich dann wieder melden. Ganz herzliche Grüße zurück, Ulrike

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  4. So schade, dass man bei solchen Geschäftsreisen immer nur eine Stippvisite mitnehmen kann in die Umgebung, aber immerhin und es lohnt sich immer!
    San Diego ist m.E. eine der schönsten Städte in den USA, es gibt viele Bereiche, die ganz mexikanisch geprägt sind, mit niedrigen Gebäuden mit viel Flair.
    Denver selbst ist, wie ich finde, jetzt nicht so der Knaller, aber schade, dass Du – und da sind wir wieder bei den Beschränkungen einer Geschäftsreise – nicht auch den Colorado National Park besuchen konntest, der in kurzer Entfernung von Denver liegt. Einmal dort in der Wildnis campen oder per Pferd hindurchziehen!
    Du hast mit dem Wetter noch Glück gehabt für die Jahreszeit in den Rockies: Bei einem Besuch dort Mitte September traf ich direkt auf 30 cm Schnee! 😉

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