Katinger Watt – mit Tele-Zoom auf Vogelfang

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April, Mai, Juni, das sind für mich die schönsten Monate im Jahr. Nicht nur, dass die Natur erwacht, es überall grünt, wieder warm wird und die Tage länger. In diesen Monaten ist auch die Brutzeit vieler Küstenvögel, die ihren Nachwuchs bei uns an der Nordseeküste großziehen werden.

Das Katinger Watt, mit seinen weiten Wiesen- und Wasserflächen, ist eine der artenreichsten und landschaftlich reizvollsten Kinderstuben. Es liegt quasi vor meiner Haustüre und doch ist es schon erstaunliche zwei Jahre her, dass ich dort die kleinen Graugänse beobachtet habe. Warum eigentlich?

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Vogelbeobachtungshütten im Katinger Watt

Vor meiner ersten Entdeckungstour in die Welt der Graugänse hatte ich mir ein sündhaft teures Tele-Zoom gekauft und tatsächlich ein paar schöne Szenen einfangen können. Doch das Objektiv und ich wurden keine Freunde; zu groß, zu schwer, zu umständlich. Es landete in der sprichwörtlichen Ecke.

Aber das Thema wollte und will mich nicht loslassen. Begeistert (und ein wenig wehmütig) folge ich Tanja oder Cindy und Ihren faszinierenden gefiederten Bildern. Oder Linsenfutter. Und bei Linsenfutter lief sie mir über den Weg. „Das ist es!“, wusste ich sofort.

Das ungeliebte Tele ließ sich verkaufen und eine P900 wurde bestellt.

Jetzt konnte ich es kaum erwarten, wieder auf Vogelfang zu gehen. Am ersten sonnigen Nachmittag ging’s los.

Die Vogelbeobachtungshütten liegen nicht weit vom NABU Naturzentrum Katinger Watt. Man parkt am besten am Zentrum und läuft dann den Deich hinauf und ein Stück über die Schafswiesen. Von dort führt ein schmaler Weg zwischen zwei hohen Erdwällen direkt zu den Hütten.

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Herr Schnatterente schüttelt sich das Wasser aus den Federn

In den Hütten trifft man neben Vogelfreunden mit Fernglas auch auf den passionierten Naturfotografen, der in tarnfarbener Outdoor-Kleidung seine „lange Tüte“ samt Stativ vor einer der Schiebeluken positioniert. Im Raum nur gedämpftes Flüstern, kaum hörbares Summen der Zoom-Motoren, diffuse Lichtfetzen, die durch die Holzspalten einfallen.

Und ich mittendrin, in rotem Hemd und mit lautem Klick-Klick. Herrjeh…

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Familie Graugans

„Eine P900?“, spricht mich plötzlich ein Herr an, der gerade seine Kamera neben mir auspackt. „Darf ich ihnen zeigen, wie Sie das Klicken ausstellen können?“, flüstert er fragend und hat meine Kamera schon in der Hand.

„Ich habe sie ganz neu“, entschuldige ich mich und beschließe, das jetzt nicht peinlich zu finden.

„Ach, sie fotografieren im Automatikmodus?“, fragt er weiter, nachdem er meine Kamera auf lautlos gestellt hat. „Für Vogelaufnahmen würde ich…“, und schon erhielt ich einen kompakten Einführungskurs in meine neue Kamera.

Der freundliche Herr schob mir dann noch seine Visitenkarte hin. Falls ich noch Fragen hätte. Wie nett!

Ein paar Minuten später hörte ich ein leises „Mist, Speicherkarte voll!“ und der freundliche Natur-Fotograf René Schaack verabschiedet sich. Sieh an, auch der Profi hat mal eine Panne!

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Der schlafende Schwan

Mein Speicherplatz reichte locker für eine stattliche Ausbeute von über 300 Graugans-, Säbelschnäbler- und Entenbildern.

Nach der ersten Durchsicht sollten so bummelige 100 Fotos übrig bleiben, ein Viertel davon wird es wohl in den Blog schaffen. Kein zu schlechter Schnitt, finde ich.

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Die Graugans – sehr fotogen und eines meiner Lieblingsmotive

Und ich habe eine Menge Neues gelernt und gesehen. Ich habe den Flussregenpfeifer kennengelernt (der kleine Piepmatz mit den gelben Augenringen), meinen ersten Silberreiher fotografiert und eine Schatterente – ja, die gibt es wirklich, die heißt tatsächlich so – beim Trockenschütteln erwischt.

Nur der Haubentaucher, der war mir abgetaucht. Plötzlich war der Sucher leer und ich konnte ihn nicht wiederfinden. Wie schade. Aber Spass hat es trotzdem gemacht!

26 Gedanken zu “Katinger Watt – mit Tele-Zoom auf Vogelfang

  1. Sehr schöne Fotos 🙂 Ich habe auch eine P900 😉 Ich nehme für die Vögel die Scene… Ist das richtig? Ich bin weit vom Profi entfernt und am liebsten ist mir die Automatik *lol*
    In das Katinger Watt möchte ich auch gerne mal… Träum…
    Viele liebe Grüße aus der Heide

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      1. Ist ja witzig. Ein Heidjer auf Abwegen. Unser Traum für die Rente ist auch die Nordsee. Mal sehen, wo es uns noch hinführt. Ist ja nicht mehr lange hin 🙂

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  2. Eine P900 habe ich auch. Sie ist gut für extrem Tele vom Stativ. Ansonsten geht bei mir nichts ohne meine D7200 mit 150/600 Tamron. Das macht richtig Spaß wegen des schnellen Auto Zoom. Da ist die P900 zu langsam.

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    1. Jetzt ist bei mir „Trottel“ der Groschen gefallen. Bei mir gesehen? Es folgte eine ausgiebige Gehirnrotation. Wo haben wir uns denn getroffen? Erinnerung weg. Alsheimer läßt grüßen? Dann hatte ich einen lichten Moment. Bei mir (auf meinem Blog) getroffen! Wow … was lange währt, wird endlich gut. Geht doch.

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  3. Die Fotos sehen ja viel versprechend aus. Meine D80 ist ja nun schon etwas in die Jahre gekommen und es gibt noch viel, was sie nicht kann. Filmen zum Beispiel.
    Im Vergleich zu einem gebrauchten, guten Teleobjektiv wäre diese Bridge schon einen Versuch wert.

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  4. Tolle Aufnahmen! Das Katinger Watt ist auch bei mir quasi um die Ecke und steht schon lange auf der Knips-Liste…. Und vielen Dank für den Tipp zur P900. Ich suche schon eine Weile nach einer neuen Bridge. Vielleicht hab ich sie jetzt gefunden, lach. Noch sonnige Grüße aus NF, Gabriele

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  5. Liebe Ulrike, beim Fachsimpeln über Kameras bin ich zwar raus (meine Blogfotos mache ich ausnahmslos mit dem IPhone und bin eigentlich auch ganz zufrieden mit der Bildqualität), aber über Deine tollen Fotos vom lieben Federvieh habe ich mich richtig gefreut. Die Graugänse sind wunderschön!

    Liebe Abendgrüße, Martina 🌙

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  6. Wunderbare Bilder, liebe Urike. Ich weiß nicht, wie ich diese nette Referenz zu meinem Blog verpaßt habe, bitte verzeihe meine späte Antwort. Ich bedanke mich herzlich.
    Ich beneide Dich um Deinen Kurzkurs mit dem Fotografen. Ich mache noch immer meine Bilder mit der Automatikeinstellung, da ich zu faul bin, die hundertseitige Gebrauchsanweisung im Internet zu lesen.
    Und die Graugans zählt nach wie vor zu meinen Lieblingsgänsen.
    Sei herzlich gegrüßt aus Colorado,
    Tanja

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    1. Danke, liebe Tanja. Ich lese solche Anleitungen auch nicht und ich kann mir die Wechselwirkung von Blende, Zeit und Tiefenschärfe einfach nicht merken. Meine Bilder sind also auch eher Zufallsproduktionen. Aber wie gesagt, Hauptsache es macht Spass! Herzlichst, Ulrike

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