Nachtrag 08. Januar 2016 :
Ilona vom Blog „ wandernd – wandering.wondering.travelling“ hat zur Blogparade „Stadt oder Land?“ aufgerufen und ich fand, das dieser Post ganz gut dazu passt und habe ihn eingereicht.
Auf Claudia‘s Blog Meerart bin ich auf eine interessante Diskussion zu Ihrem Beitrag Leben und arbeiten in St. Peter-Ording? gestoßen. Darin geht es um die Liebe zum Meer, Wohnen und Arbeiten am Meer, um St. Peter Ording (ein toller Ort zum Leben) und auch um naturnahes Landleben generell.
Ein Landleben, für das sich heute viele Menschen entscheiden würden, gäbe es dort ein schnelles, stabiles Internet. Das brauchen sie, um von Zuhause arbeiten zu können. Was es aber leider oft nicht gibt, auch nicht in St. Peter Ording…
Um es gleich vorwegzunehmen, ich gehöre zu den Glücklichen, die dank Internet von Zuhause arbeiten können. An der Nordsee, in Dithmarschen, gleich hinterm Deich, aber auch ohne wirklich schnelles Internet. Das schränkt zwar ein und man muss seine Arbeitsabläufe ein wenig umorganisieren, entschleunigen sozusagen, aber es geht. Ganz gut sogar.
Hier bei uns im Koog gibt’s nicht mal ein wirklich stabiles Stromnetz. Bei fast jedem Sturm haben wir Licht aus, auch mal so zwischendurch; nach Orkan Christian war’s 2 Tage dunkel! Und wenn’s schneit (was allerdings selten vorkommt), dann geht hier oben wirklich nicht mehr viel. Schnee kommt hier meist mit Oststurm, der türmt die Wehen meterhoch.
Die ARD bringt schon einen Brennpunkt zum „ Schnee-Chaos“ wenn ein paar Flüge ausgefallen sind, ein paar Züge auch, es Stau gab und jemand auf dem glatten Gehsteig ausgerutscht ist. Oh ja, wir lieben die Natur, aber nur so lange, wie sie unsere Mobilität nicht einschränkt!
Generell finde ich den Wunsch, auf dem Land zu leben, absolut nachvollziehbar (hatte ich ja auch), aber das Landleben wird auch gern ein wenig romantisiert. Auch das Landleben fordert Kompromisse, auch hier an der Nordsee, genau wie das Leben in der Stadt.
Mit dem Wohnen geht’s schon los. Vermietet wird hier nur an Feriengäste, wer hier leben will, muss kaufen. Das geht ja noch in vielen Teilen Dithmarschens, aber habt Ihr Euch die Immobilienpreise auf Eiderstedt und vor allem in St. Peter Ording mal angeschaut? Nicht jeder kann oder will sich das leisten.
Da wo Wohnen noch wirklich „günstig“ ist, da gibt’s keine Infrastruktur, keinen Bus, keinen Arzt, keinen Laden, keinen Bäcker, oft nicht mal mehr einen Gasthof, auch keinen St. Peter Strand gleich vor der Tür; deshalb ist es ja günstig!
Hat man dann sein Haus gefunden, geht’s weiter: Restaurieren, Renovieren, Organisieren. Steichen, Putzen, Fliesen kleben – Mauern, Täfeln, Sägen, Bohren – das alles sollte man mögen und auch ein Stück weit können. Es ist ja immer was.
Meist gibt es Häuser nur mit Garten drum rum. Und ob klein oder groß, soll es nicht irgendwann zum Fenster hereinwuchern, muss man sich auch um Garten kümmern. Heckenschere, Rasenmäher, Schubkarre – Harke, Forke, Spaten, Gummistiefel – wer keinen grünen Daumen hat, wird’s lernen.
Ach ja, in so ein Haus auf dem Land gehört auch ein Ofen, unbedingt (!), und schon geht’s weiter mit Axt, Kettensäge und Holzspalter…
Und wer sich wirklich auf so ein Landleben einlassen mag, der hat auch bald einen kleinen Nutzgarten und Haustiere. Spätestens dann ist es vorbei mit der persönlichen Spontanität und Unabhängigkeit. Dann ist man eine täglich wiederkehrende Verpflichtung eingegangen.
Aber spätestens dann ist man auch angekommen, im Leben auf dem Land – im Einklang mit der Natur.
Hallo Ulrike, diesen Beitrag finde ich hochinteressant. Ich hatte früher auch immer so die Vorstellung… wenn ich X Jahre bin, ziehe ich in die Einsamkeit. Ich habe jetzt über den Blog gemerkt, dass das auch was mit Tagträumen zu tun hat. Ich genieße es total, jeden Monat aufs Land zu fahren. Ich finde es wunderschön da draußen. Aber mein Großstadtrevier ist mir auch ganz wichtig.
„Das Ideal“ kannte ich ja schon Tucholsky:
Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
Liebe Grüße, Stefanie
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Liebe Stefanie, ganz lieben Dank für diesen so wunderbar passenden Tucholsky. Ja, das hätte man gern – am liebsten alles :-)! Ich glaube, mit Deiner Art zu Reisen, bist Du dem schon recht nah… Eine schöne Woche Dir, Ulrike
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Sehr treffend beschrieben. Bin aber jedes Mal und immer wieder gerne in Skt. Peter-O. zu Besuch. LG von gartenkuss 🌸
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Oh ja, ich auch! St. Peter ist einfach traumhaft schön. Ich bin oft dort, zum Laufen, am Strand. Das ist Energie tanken pur!
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Liebe Ulrike,
oh wie schön, freut mich, dass dich unser Blogbeitrag zu so einem inspirierenden eigenen bewogen hat. Ich glaube auch, dass viele das Landleben unterschätzen, aber wenn man es mag und sich drauf einlässt ist es traumhaft. Mein Mann und ich sind jedenfalls keine Stadtpflanzen und lieben die Herausforderungen, die das Landleben für dich bereit hält, vorausgesetzt es gibt schnelles Internet. 😉 Denn das ist das einzige was wir nun wirklich brauchen. Auf den Rest können wir getrost verzichten. Lieber fahre ich in die Stadt, wenn mir nach Abwechslung ist, als erst raus fahren zu müssen, wenn dir nach Ruhe ist.
Die Preise in St. Peter-Ording müssen aber nun wirklich nicht sein. Die sind ganz schön in die Höhe geschossen.
Ganz liebe Grüße,
Claudia
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Hallo Claudia, genau, so sehe ich das auch! Und schön, dass Du meinen Beitrag gefunden hast. Ich wollte eigentlich nur einen Kommentar bei Dir hinterlassen, aber dann wurde der Text immer länger… Also hab‘ ich einfach einen eigenen Beitrag daraus gemacht und es dann doch irgendwie „versusst“ mich damit bei Dir zu „verlinken“. Na, hat ja auch so geklappt. Liebe Grüße vom Lande 🙂 Ulrike
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ja, das kenn ich. Ich bin zwar ein STadtmensch, aber gleichzeitig hätte ich gerne ein schönes Beet, um Gemüse anzubauen 😀 Am liebsten auf der Dachterrasse einer Loft mitten in der Stadt. Schade, dass man sich sowas nicht backen kann, was? 😀
Danke für die Teilnahme!
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Ja, so ist das, es geht nicht Alles. Die Kunst ist, mit seiner Lebensform möglichst nah an das Ideal zu kommen. Erreichen wird man es nicht. LG Ulrike
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